Michael Jackson :: The Motown Years

Soul: Welt, komm runter! Diese Kollektion der frühen Jahre lässt einen entspannteren Umgang mit Michael Jackson proben. Pssst! Dem Exegese-Overkill der letzten Wochen wird an dieser Stelle aus einfachem Grunde Einhalt geboten. Michael Jackson wird durch keinen blitzsauberen Nachruf zu neuem Leben erweckt. Wenn noch etwas an den Grundfesten des Universums rüttelt, dann ist das die Trauer der Fans, die – in Konsumhandlungen verwandelt – den weltbekannten Künstler posthum in neue Verkaufsdimensionen katapultiert. Nie wieder wird es einen Popstar wie M ichael Jackson geben, war jetzt in fast jeder Trauerschrift zu lesen. Das mag sein, allein, was heißt’s? Die Eineineinzigartigkeit will dem neverlandischen Prinzen niemand absprechen, wer sich aber Michael Jackson auf derfrisch wiederveröffentlichten 3-CD-Box THE MOTOWN YEARS anhört, auf der die Jackson-Five-Jahre von 1969 bis 1976 (Wechsel zu Epic/heute Sony) und die ersten Soloaufnahmen für Motown dokumentiert sind, ist um eine Erkenntnis reicher: Nein, der Weltruhm des Michael Joseph Jackson war nicht vorherzusehen. Die Songs der frühen Jahre (von „I Want You Back“ und „ABC“ bis hin zu „Forever Came Today“) besitzen den Charme der Unschuld, mit dem der Kinder-Clan sich in die gemachten Soul-Betten bequemte. Entertainment auf dem Stand der Zeit, die Aufsteigermusik des Black America, aus der die Stimme des Vorsängers Michael heraustritt. Der Soul der hochaktiven Kinder, die von Dingen singen konnten, die sie erst später verstehen sollten, klingt allerdings auch in der Nachschau noch raffinierter und eleganter als alles, was Teenagergruppen später produzierten. CD drei ist komplett den Motown-Soloaufnahmen Michael Jacksons gewidmet, hier übt der pubertierende Michael sich hörbar in der Eins werdung mit seinen Rollen („Rockin‘ Robin“, „Ben“, „Girl You’re So Together“). Es ist die Musik vor der Zeitenwende (OFF THE WALL) und der Ikonisierung im Videoclip (Moonwalk). Eine leichte und melancholische Musik. Warum erinnert sie mich manchmal an die Carpenters?