Midlake
For The Sake Of Bethel Woods
PIAS/Bella Union/Rough Trade (VÖ: 18.3.)
Die Americana-Archäologen lassen sich wieder treiben im langen, ruhigen Fluss.
Das Leben ist leider selten ein langer, ruhiger Fluss, aber Midlake – darauf gründet sich womöglich auch ihr zwischenzeitlich ziemlich erstaunlicher Erfolg – erzeugen ein ziemlich schönes Surrogat dieses Zustands. Deshalb einzelne Songs aus FOR THE SAKE OF BETHEL WOODS herauszupicken, würde diesen Fluss eher zerstören.
AmazonAuch wenn man feststellen darf, dass sich die Band aus Texas auf ihrem fünften Album, erst dem zweiten seit dem Abgang des früheren Hauptsongschreibers und Sängers Tim Smith, um mehr Kontraste und Dynamik bemüht, als dem geruhsamen Fließen immer gut tut. Andererseits: Wirklich groß sind die Unterschiede nicht, obwohl BETHEL WOODS bald neun Jahre nach dem Abgang von Smith entstand, eigentlich ein kompletter Neuanfang ist. Einer aber, der – logisch bei dieser stets rückwärtsgewandten Roots-Band – auf die Vergangenheit abhebt.
Schon der Titel, ist Bethel Woods doch der Ort des Woodstock-Festivals, und das Coverbild, ein Bearbeitung eines Stills aus dem „Woodstock“-Film, das den damals als Kind beim Festival anwesenden Vater von Keyboarder America Jesse Chandler zeigt, verweisen darauf, wo die Reise hingeht. Midlake sind Americana-Archäologen, die mit Gitarre, Bass und Orgel Schicht auf Schicht freilegen, Folkrock vom Staub befreien, den Laurel Canyon noch mal abfahren, 70ies-Softrock aus dem Müll holen, und dann alles schick ausgeleuchtet dann doch lieber nicht ins Museum stellen, sondern in neue Epen verarbeiten, die das Hier und Jetzt in einen langen, ruhigen Fluss verwandeln.