Moby :: Destroyed
Der einstige Hardcore-Dreikäsehoch und Trivial-House-/Techno-Zampano lullt nur noch seinen Laptop voll. Mit Muzak.
Jetlag mag ein gutes Argument sein, auch noch früh um vier für 50 Cent Strom und ein paar Hundert Seiten Internet aus dem Hotelnetz zu zapfen. Bilder, Wörter und Töne werden einen schon irgendwie durch die Nacht tragen. Und die nächste Nacht, die wird ganz bestimmt besser. Vielflieger wissen das. Doch Moby, der Künstler auf Reisen, sitzt dann schon wieder drei, fünf oder neun Zeitzonen west- oder ostwärts im nächsten Hotelzimmer und kann nicht schlafen. Er schaltet also wieder seinen Laptop an, surft und staunt und postet – und er macht Musik. Denn in diesem Laptop ist genug Studio drin, um zumindest bis weit ins Entwurfsstadium hinein ganze Platten voll zu produzieren. Leider ist dieser Akt des Musizierens, selbst wenn er auf Mobys achtem Album (erneut) kaum mehr darstellt als das uninspirierte Zusammenfügen von House-Piano-Akkorden und Richard-Clayderman-Fingerübungen, Soulstimmen-Samples, Vocoder-Gesäusel und seiner Trademark-Weichspüler-Synthesizerharmonien, doch eine Idee zu anspruchsvoll, um einfach darüber einzuschlafen. Dabei würde man ihm zuerst einmal (und nur in zweiter Linie sich) genau das wünschen: Moby möge Schlaf finden, an jedem Ort, zu jeder Zeit. Und dann mit frischen Kräften ans Werk! Vielleicht ginge dann ja doch mal noch was …
Story S. 56
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