Mocky

Key Change

Heavy Sheet/Morr Music/Indigo

Listening, easy like Sunday morning: Der Kanadier lädt zum Entspannungsbad in wohligem Lounge-Jazz.

Als Ende des vergangenen Jahrzehnts ein dem sprechenden Schwein Babe nachempfundenes Borstenvieh im österreichischen Fernsehen Bio-Lebensmittel anpries, schnellten dem Exilkanadier Mocky die Euro-Zeichen in die Augen. Denn die Hintergrundmusik des Werbeclips war seine. Gefragt hat ihn keiner. Der, der nicht fragt, wird verklagt. Mocky bekam Recht und einen Batzen Geld, mit dem er sein 2009er-Album SASKAMODIE finanzierte. Auf dem ließ der für abseitigen HipHop bekannte, ehemalige Strippenzieher der bizarren Puppetmastaz und Co-Produzent von Feist seiner Liebe für den Lounge-Jazz der 60er-Jahre freien Lauf.

Sechs Jahre später hat diese Liebe kein Ende erreicht: Trotz Umzug von Kreuzberg nach Echo Park/L. A. und des Albumtitels ist KEY CHANGE nicht der erwartungsgemäße neue Hakenschlag des gebürtigen Kanadiers. Es ist üppig arrangiertes Easiest Listening. Der Opener „Upbeat Thing“ könnte nicht eindeutiger heißen, flötet frohgemut durch den sommerlichen Morgen. Am orchestralen, wie dem Soundtrack einer jahrzehntealten Hollywoodschnulze entnommenen „When Paulie Gets Mad“ hat Flying-Lotus-Intimus Miguel Atwood-Ferguson Hand angelegt.

Überhaupt hegt und pflegt Mocky ja gerne alte Bekanntschaften: Feist sitzt bei „Living In The Snow“ am Schlagzeug, Chilly Gonzales streicht in „Head In The Clouds“ über die Tasten. Mocky, der Klagekönig, der 2004 vom Disney-Konzern wegen der Single „Mickey Mouse Muthafuckas!“ böse Briefe bekam, hat auf KEY CHANGE alles abgelegt, woran man Anstoß nehmen könnte. Es sei denn, man hasst absolut reibungslose Musik. Dann treibt einen dieses opulente Gesäusel in den Wahnsinn. Allen anderen kann diese Musik den schlimmsten Sonntagmorgenkater vertreiben.