Moor Mother
Black Encyclopedia Of The Air
Anti (VÖ: 17.9.)
Klangkunst, die dem HipHop eine Zukunft zwischen Poesie, Politik und avantgardistischem Experiment aufzeigt.
Zu sagen, Camae Ayewa habe die Corona-Zeit kreativ genutzt, ist eine gnadenlose Untertreibung: Die Klangkünstlerin aus Philadelphia, die sich Moor Mother nennt, veröffentlicht mit BLACK ENCYCLOPEDIA OF THE AIR ihr sage und schreibe viertes Album seit dem Beginn des vergangenen Jahres.
AmazonWieder einmal führt sie, diesmal mit Unterstützung des Produzenten Olof Melander und Gästen wie Bfly oder Pink Siifu, HipHop-Beats, Jazz- und Sprach-Samples, Einflüsse aus ethnischen Musiken, irritierende Klangfetzen, Spoken Word und Rap, Hörspielelemente, fremde Stimmen und eigene Betrachtungen, Schwarze Literatur, Afro-Futurismus und Black Lives Matter, Sozial- und Religionskritik, Politpropaganda und Philosophie zu einem faszinierenden Gesamtkunstwerk zusammen.
Das ist selten Pop, mitunter auch anstrengend, aber immer erhellend – und entwickelt, wenn man sich nur einlässt, einen meditativen Sog, der spirituell, aber niemals esoterisch ist. Mit der poetischen Kraft einer Ursula Rucker, dem enzyklopädischen musikalischen Wissen eines DJ Premier, der Coolness einer Bahamadia und einem radikalen Willen zum avantgardistischen Experiment, der sich keinen Deut schert um irgendeine kommerzielle Verwertbarkeit, führt Moor Mother den HipHop zurück zu seinen ideellen Wurzeln und ästhetisch zugleich in eine neue, ungleich spannendere Zukunft.