Mura Masa
R.Y.C (Raw Youth Collage)
Polydor/Universal (VÖ: 17.1.)
Der global inspirierte Pop des 23-jährigen Grammy-Gewinners ist dermaßen fit für die Zukunft, dass man nur hoffen kann, es möge eine geben.
Alex Crossan ist der zarte Insel-Boy, dem die harten Großstadt-HipHop-Bros vertrauen. Vielleicht weniger weil er Philosophie und Literatur in Brighton studiert hat, sondern weil er sich per YouTube von seinem Heimat-Inselchen Guernsey im Ärmelkanal aus in den Sound der Londoner Clubwelt hineingefuchst hat. A$AP Rocky, Stormzy, Slowthai – sie alle haben auf Crossans Klangfundamenten gerappt.
AmazonMura Masa lautet sein japanischsprachiges Pseudonym, und das gleichnamige Debüt-Album 2017 klang auch schon nach extrem gut gemachtem, stimulierendem Matchatee-Tiramisu, aber nun auf dem Zweitling lässt Mura Masa rhythmisch die Säbel rasseln – und wird seinem Künstlernamen gerecht, der sich auf einen japanischen Waffenschmied des 16. Jahrhunderts bezieht, der für seine ultrascharfen Klingen gepriesen wurde.
Die Eltern und sonst wer kommen nicht drauf klar, dass man vorgestern noch ein ganz anderer zu sein schien? „They say, You’ve changed / Fucking deal wiv it“, heißt es in „Deal Wiv It“ mit Slowthai. Da sind sie wohl Brüder im Geiste mit dem gleichjungen, britischen Emo-Queer-Punk-Rapper Yungblud, ebenfalls Ventil der von den Alten bevormundeten britischen Jugend, die nun aufbegehrt.
Klanglich schielt Mura Masa mit seinen eingängigen Harmonien und elektrisierenden House-Beats wohl auf ein größeres Publikum und hat prima Damen zum Sang geladen: Tirzah, Georgia, Clairo. Aber selbst dort, wo er gen Mainstream segelt, hat er doch immer allerlei Überraschungen in den Klangbootskörper geschraubt, die völlig überflüssig sind – und gerade deshalb extra gut.