Mutter :: Mein kleiner Krieg

Wenn das noch eine Rockband ist, dann weiß sie, wie man nach all den Jahren dem Wort in die Hände spielt.

Wie das mit den Regenwürmern ist, hat Max Müller studiert: Kein Herz und ergo kein Schmerz. So reibt sich der wirbellose kleine Pflanzenfresser im gleichnamigen Mutter-Song vor Freude die gedachten Hände, wenn Mensch wieder schimpft und stürmt und tobt. Alles eine Frage der Perspektive. In den Worten von Müller kann man die Verwunderung und die Irritation hören, die jemand empfindet, der sich traditionell quer zu den Dingen stellt. Dass das eine prima Basis für eine Rock-Band ist, beweist Müllers Mutter inzwischen seit 25 Jahren (und man wird nicht viele Rockbands finden, die diesen Beweis auf ähnlichem Level so lange führen konnten). Auf dem neuen Album dürfen die Zeilen Müllers noch weiter aus den Songs treten, was schlicht daran liegt, dass Piano und akustische Gitarren zahlreiche Parts übernommen haben, die sonst von den E-Gitarren besetzt sind. Und ist das noch einmal der Fall wie im Eröffnungsstück „Von dem schönen Schein und dem dummen Sein“, dann hört sich das plötzlich wie eine kompakte Andreas-Dorau-Produktion aus dem Party-Pop-Keller an. Etwas Stoisches haftet den meisten Liedern auf Mein kleiner Krieg dennoch an, so brennen sie sich zuverlässig ins Hirn, mehr als sonst vielleicht sogar, die Flüsterpost kommt beim Endverbraucher an, das bittere Resumée mit Kammerensemble ebenso: „Das ist mein kleiner Krieg / Ich führe ihn jeden Tag / ich führe ihn nur für dich allein“.

Key Tracks: „Regenwurm“, „Von dem schönen Schein und dem dummen Sein“, „Kleiner Krieg“