Neon Indian :: Era Extraña

Transgressive/Coop/Universal

Glamourös, brüchig, beatverliebt: Layered Pop aus dem elektronischen Separee des Alan Palomo

Seit der Coverversion des T.-Rex-Hits „Children Of The Revolution“ wusste man, dass Alan Palomo auch zu Übersetzungsleistungen komplexerer Art in der Lage ist. Ein fast 40 Jahre altes Glampopstück passgenau in die eigenen Soundkoordinaten zu setzen, spricht für ein überzeugendes Konzept. Dieses wurde mit Namen wie Glo-Fi oder Hypnagogic Pop bislang nur holzschnittartig beschrieben oder in einem Aufwasch mit Chillwave genannt. Das Songdutzend auf Palomos neuem Album Era Extraña könnte einen Beitrag zur genaueren Bestimmung leisten: Was macht die Musik von Neon Indian so besonders, dass sie sich einen eigenen Eintrag im Book Of Layered Pop verdiente? Das Großwerk zum Sound der Noughties muss zwar noch verfasst werden, Palomos Beitrag zum Ende der Dekade steht aber fest, er fällt durch die mit Oldschooldisco-Klängen aufgehellten Kitchen-Pop-Tracks positiv auf. Era Extraña spielt an einem anderen, dunkleren Ort, Palomo produziert eine elektronische, von fetten Bässen flankierte, von Synthesizer- und C64-Sounds dramatisierte „Stimmungsmusik“, die das Kunststück fertig bringt, im selben Moment glamourös und brüchig zu klingen. Drei Raumteiler/Instrumentals verleihen dem Album Struktur, drum herum entstehen lauter elektronische Separees, über die man in weite, digital aufgespannte Räume gelangt, in der eine Band des Jahres 2018 ein paar Hits des Jahres 1988 spielt. Und niemand hat es bemerkt.

Key Tracks: „Heart: Attack“, „Halogen (I Could Be A Shadow)“, „Hex Girlfriend“