Nina Chuba
FARBENBLIND EP
Jive/Sony (VÖ: 6.12.)
Ein Vorab-Bonbon auf das zweite Album des Pop-Stars, der gekommen ist, um zu bleiben.
Kann es geschmackvolle Schlager geben? Nina Chuba jedenfalls ist die moderne, freche Version dessen, was Helene Fischer und Andrea Berg zwar generationsübergreifend verkörpern, jedoch immer noch in Rollenklischees und mit der Eindimensionalität ihrer Mittel vorführen. Was die können, kann Chuba mittlerweile besser und ehrlicher: eine von uns sein nämlich. Schwester, junge Tante, Tochter, Freundin, Geliebte – sie ist die Verkörperung einer sich selbst permanent selbstermächtigenden und selbstverständlich agierenden Frauenfigur. Ihre Musik ist heutig, zitiert Vorbilder aus Amerika, lässt aber alles weg, was an Übertreibung und Durchdrehen bei der deutschen Mittelschicht eher mittelgut ankäme. Ihr Debütalbum GLAS war kein HipHop, R’n’B auch nicht, eher eine deutsche Version von Internationalität mit dem Fokus auf eine tiptop Produktion ohne Makel und Schlendrian an den Reglern.
Amazon2025 soll ihr zweites Album erscheinen. Mit dem Vorab-Bonbon FARBENBLIND, einer EP mit 6 Songs plus Hiddentrack, zeigt Chuba schon mal, wo die Reise hingehen wird. Ihre raue Stimme, die verschleppten Sätze sind geblieben, aber ein gewisser Ernst ist dazugekommen, wenn sie über die Veränderungen im Privaten spricht, die der große Erfolg mit sich gebracht hat. „Komm, Paradies, benimm dich nicht daneben“, heißt es gleich im ersten Stück.
Musikalisch knüpft das alles an den Erstling an, verspricht aber für die Zukunft größere Komplexität im Ausdruck und im Texten. FARBENBLIND wird im Radio, bei Joko und Klaas und kurz vor den Abi-Klausuren in den Jugendzimmern dieser Republik bestens funktionieren. All das ist erst der Anfang. Nina Chuba ist gekommen, um zu bleiben.
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