Other Lives
For Their Love
PIAS/Rough Trade (24.4.)
Die Americana-Perfektionisten aus der Morricone-Schule gestalten ihr erstes Album seit fünf Jahren als geisterhaften Abgesang auf den American Dream.
Vier Jahre zwischen dem Durchbruch mit TAMER ANIMALS und dem elektrifizierten Nachfolger RITUALS, fünf Jahre zwischen RITUALS und der Rückkehr zum Analogen mit FOR THEIR LOVE – kaum eine Band braucht für ein gut Ding derart viel Weile wie Other Lives. Dabei sind sie es nach den über 60 Songs, aus denen sie für RITUALS zuletzt 14 herausfilterten, diesmal relativ effizient angegangen.
AmazonKeine Feinarbeit an elektronischen Texturen mehr, weniger Songs, weniger Overdubs. Stattdessen eine klassische Band-Platte, aufgenommen in einem Haus in den Cooper Mountains, in dem Songwriter Jesse Tabish und dessen neu zur Band gestoßene Ehefrau Kim nach Jahren in Portland ein entlegenes Zuhause fanden.
Und doch scheint auch hier jedem Kastagnetten-Klappern und jedem Gitarren-Twang, jedem Bläsersatz und jedem bezirzend schönen Streicherarrangement à la Ennio Morricone ein Prozess des Abwägens und Tüftelns vorausgegangen zu sein. Nichts, was sich in diesen kraftvoll heraufgeschraubten Songs nicht am rechten Platz befände; und kaum etwas, was einem in diesen ebenso opulenten wie melancholischen Geisterbeschwörungen vor dem Hintergrund eines in sich zusammengesackten American Dream nicht direkt unter die Haut fahren würde.