Oui Oui, Si Si, Ja Ja, Da Da :: Lucky Seven/Cooking Vinyl/Indigo
Die Londoner Stadtmusikanten verkaufen ihren Ska als Soundtrack zur Globalisierung.
Ältere werden sich erinnern: Wie gewisse Schnürstiefel früher als Fußtracht böser Buben galten, war der Ska keine Musik für Straßenfeste. Jetzt sind alle über 50, der Doc-Martens-Schuh und seine ewigen Werbeträger. Madness sind zurück mit einem Gruß an die Globalisierung. Oui Oui, Si Si, Ja Ja, Da Da heißt ihr zehntes Album, und die Grundstimmung ist überwiegend fröhlich-resigniert. In Liedern wie „Death Of A Rude Boy“, einem Nachruf auf die Stammhörer der ersten Stunde; in „How Can I Tell You“ erteilt Graham „Suggs“ McPherson Ratschläge: „You have to swim with the molecules.“ Der Strom der Teilchen und der Zeiten hat aus Madness eine volkstümliche Band geformt. Aus Überlebenden der letzten Subkulturen-Kriege ist ein Art Kulturerbe geworden, ein Stück London für die Welt. Zuletzt haben sie für das Jubiläum der Queen gespielt und zum olympischen Finale. War The Liberty Of Norton Folgate, ihr Comeback-Album 2009, noch eine bittere Bläseroperette über das Verschwinden ihrer alten Heimat in den internationalen Geldflüssen, ist Oui Oui, Si Si, Ja Ja, Da Da nur noch eine gute Platte mit elf aufgeräumten Stücken, hippiesk verpackt von Peter Blake als Pop-Art. Musikalisch ist für jeden was dabei: Lateinamerikanisches und Jamaikanisches, vom Balkan, aus Detroit und Bristol. Es gibt Anleihen bei Beethoven und Mendelssohn, und es gibt „My Girl 2“, ein zeitgenössisches Remake des 33 Jahre alten „My Girl“. Aus der Zeit, als Schuhe noch so viel zu sagen hatten wie Musik.
Key Tracks: „Death Of A Rude Boy“, How Can I Tell You“
Michael Pilz
„Ich höre, also bin ich“ S. 114
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