Own Your Ghost :: Alien Transistor/Indigo
Deutsch-amerikanische Freundschaft, Teil II: Schwermut trifft Neugier, Krautrock trifft Elektro-Rap.
Üblicherweise wird die Geschichte von 13 & God als Geburt einer transkontinentalen Supergroup erzählt, die mit zwei besonderen Orten verlinkt ist, dem deutschen Pop-Wunder Weilheim und dem kalifornischen Oakland, Heimat der Hip-Hop-Freestyler vom Label Anticon. 13 & God starteten als eine SOKO „Neugier“, was würden die gelobten Helden der Grenzüberschreitung im Verein leisten – Markus und Micha Acher, Martin Gretschmann (The Notwist) und Adam „Doseone“ Drucker, Jeffrey „Jel“ Logan und Dax Pierson (Themselves). 2005 ließ die Band ausrichten, ihr Debütalbum sei „eine Gruppenlösung zur Besänftigung des inneren Ichs“. Sechs Jahre später hat das deutsch-amerikanische halbe Dutzend einen kleinen Schritt raus aus den musikalisch verschlungenen Innereien gewagt, in eine Welt, der Annäherung zwischen Indie, Pop und Hip-Hop und Electro kein Fremdwort mehr ist. So gesehen darf Own Your Ghost als ein typisches Stück Musik zur Zeit gelten. Was das Album zu einem Highlight der laufenden Saison macht, ist in den Leerstellen, zwischen den Zeilen und den intelligent arrangierten Streichern und Bläsern zu hören. Es sind die Momente, die man der einen Band ohne die andere gar nicht zugetraut hätte. Im gemeinsamen Entwurf überbieten sie die letzten Platten als Notwist und Themselves, als fehlte den Bayern die Schärfe im Vortrag von Doseone und den Kaliforniern der Balsam in der Stimme von Markus Acher. Gemeinsam haben sie größere Räume geschaffen, Brutstätten für herrlich traurige Melodien und Stimmen aus Collagen und Field Recordings. Man kann Musik auf Samples (Logan) oder auf Gitarren (Acher) schreiben, die Chemie definiert die Produktionsmittel. Und wenn die Partnerschaft wie hier alle Türen aufreißt, geht mehr, als vorher auf dem Plan stand. Davon legt dieses Album von der ersten bis zur letzten Sekunde beeindruckend Zeugnis ab: von der dahingetupften, leicht verschwimmenden Elektro-Ballade „It’s Own Sun“ über den vom Sprechgesang zerkratzten Krautrocker „Et Tu“ bis hin zur sanften Schwelgerei in Moll, „Death Minor“. Das wäre dann der heimliche Hit, der das Projekt inhaltlich einnordet: Die Herren widmen sich auf ihre Art dem Älterwerden und Sterben. Schwermut und Leichtigkeit gehen bei 13 & God eine Koalition ein, die die Amtszeiten von Merkel und Obama noch überdauern wird. Aber sicher ist nichts. Fällt oder fliegt das Skelett auf dem Cover?
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