Passion Pit – Manners/Chunk Of Change

Ist das jetzt Nerdy Dancefloor? oder Twee Electronics? Oder einfach: Wie der Panorama-Pop die Disco erobert hat. Passion Pit haben sich dem Thema Disco von der Hintertür genähert, der Panorama-Pop der Beach Boys hält Einzug, das Drama dreht ein paar Pirouetten unter der Glitzerkugel. Und du darfst jetzt auch wieder auf Melodien tanzen. Es sind beinahe Jukebox-Schlager, die Michael Angelakos (21) mit dem hochgepitchten Falsett eines Kirchenknaben singt, der zur Beichte gekommen ist, um roten Kopfes von seinen ersten Sex-Sünden zu erzählen. Die Wahrheit erzählt sich auch nicht unbedingt schlechter: Die ersten Songs, die Angelakos aufgenommen hat, waren als Valentinstag-Geschenk für seine Freundin gedacht. Aus der daraus resultierenden Privatpressung wurde ein Szene-Hit, im Herbst vergangenen Jahres unter dem Titel C1IUNK OF CHANGE als EP veröffentlicht (und jetzt bei iTunes wieder erhältlich). Es gibt einen Jive in diesen Stücken, der den Unterschied zu all dem macht, was wir aus der alternativen Disco zu kennen glauben. Im labelhalten ersten Track von CHUNK OF CHANGE, „I’ve Got Your Number“, hat Michael Angelakos die Blaupause für alle weiteren Tracks geliefert, es ist eine höchst synthetische Melancholieproduktion mit ihren künstlichen Handclaps und den erzählenden Synthesizern, diesem schicken Geklöppel und einem Sänger, der sich vor Sehnsucht verzehrt und in der digitalen Nachbehandlung noch eine Schippe Sehnsucht draufbekommt: „Have Y’ou Seen Me Cry TearsLike Diamonds?“ Alle Tracks

auf MANNERS sind Variationen dieser Idee von Überzeichnung und amerikanischer Dramatisierung, nicht zufällig klingen sie nach einem wild gewordenen Disney-Soundtrack, der in den Händen von ein paar Giorgio-Moroder-Fans zum schillernden Spektakel wird: vom hyperaktiven Pop-Hit „Make Light“ über das Go-Team-verdächtige Euphorie-Wunder „Linie Secrets“ (mit Kinderchor, na klar) bis hin zur Breakbeat-Hymne „SwimminglnTheFlood“ mitden wogenden Soundschichten. Man wird für die Musik von Passion Pit nach Begriffen suchen. Ist das Nerdy-Dancefloor oder Twee Electronics? The Rapturc, wenn sie das Wörtchen „Soul“ zu buchstabieren gelernt hätten. Ein Wunsch noch: Bitte nie singen lernen, Michael.

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