Patrick Richardt
So, wie nach Kriegen
Grand Hotel Van Cleef/Indigo
Singer/Songwriter: Ein neuer Geschichtenerzähler mit klarem, analytischem Verstand.
Über mangelnden Zulauf kann sich das Singer/Songwriter-Genre auch in Deutschland nicht beklagen, auch wenn viele hochgelobte Talente bei genauerer Betrachtung nur wenig mehr zu bieten haben als Hausmannskost. Patrick Richardt aber segelt mit seinem Albumdebüt So, wie nach Kriegen gekonnt zwischen verschiedenen Großmeistern der Zunft. Die Namen, die dabei ins Spiel kommen – von Ton Steine Scherben über Gisbert zu Knyphausen bis hin zu Bob Dylan –, haben als Referenzrahmen durchaus ihre Berechtigung, aber man sollte die Songs von Patrick Richardt nicht mit solchen Vergleichen belasten. Sie können für sich alleine stehen, sowohl in Bezug auf ihre poetische als auch musikalische Kraft. Und sie entwickeln ein beachtliches Eigenleben, fernab der Beliebigkeiten, mit denen seine zahlreichen Kollegen so nachhaltig nerven. Die Sprachbilder, die Richardt in Songs wie „Gleichstrom“ und „Morgenlicht“ benutzt, sind frisch und frei von Pathos. Dem Label Grand Hotel Van Cleef kann man zu der Entscheidung, die Demos als Debütalbum zu veröffentlichen, gratulieren. Denn die Ursprünglichkeit, die diese Aufnahmen auszeichnet, wäre in einem Studio wohl verloren gegangen. Die bedingungslose Melancholie von Songs wie „Wie nach Kriegen“ oder die rotzige Trotzigkeit von „Wie die Meere entstehen“ bekommt man selten zu hören. Und mit dem hymnischen Song „Planet“ wird die Frage, ob Patrick Richardt das Zeug zum Star hat, von alleine beantwortet.