Pearl Jam
Gigaton
Republic/Universal (VÖ: 27.3.)
Gut gemeint: Nach sieben Jahren und als Antwort auf anhaltende Behauptungen, Rockmusik sei tot, hätte hier mehr drin sein müssen.
Die meisten Rockbands aus dem vorigen Jahrhundert bringen Alben heraus, um eine weitere Tour zu legitimieren. Pearl Jam, die Grateful Dead des Grunge, nicht: Ihre Shows zwischen Boston, Berlin und Brisbane wären bis zum Ende ihrer Tage ausverkauft, selbst wenn sie nie mehr neue Musik herausbrächten. Wenn diese Band also nach sieben Jahren und drei Welttourneen eine neue Platte herausbringt, ihre elfte seit 1991, müsste die Motivation künstlerischer Ausdruck sein.
AmazonZumindest in dieser Hinsicht verwirrt GIGATON. Die Single „Dance Of The Clairvoyants“ spaltete selbst Hardcore-Fans: Sie klang, als habe Eddie Vedder bei The Gossip angeheuert. Die einen nannten The Killers als Referenz, den anderen, die auch nach 27 Jahren nur ein neues VS. wollen, war das zu viel Fortschritt. All jene können zumindest teilweise beruhigt sein: Unter den zwölf neuen Songs ihrer Lieblingsband ist genanntes Stück das progressivste. Leider aber auch das beste.
Luftige Punkrock-Ehrerweisungen wie „Superblood Wolfmoon“, „Never Destination“ und „Take The Long Way“ wären als bessere BACKSPACER-Nummern durchgegangen. „Comes Then Goes“ ist ein „Thin Air“-Cover, zur nichtigen Ballade „Alright“ wäre man auch auf dem Vorgänger LIGHTNING BOLT eingeschlafen.
Vieles kommt daher wie Titel und Artwork von GIGATON als expliziter Kommentar zur gletscherschmelzgleichen Schieflage dieser Welt: nicht wütend oder gut, bloß gut gemeint. Zum Kern- und Herzstück mausert sich dafür „Seven O’Clock“, in dem ein exponierter Vedder über Utopien, eine bessere Gesellschaft, Sitting Bull und Crazy Horse singt. Doch, das würde man schon gerne mal live hören auf einer der kommenden Welttourneen.