Peter Licht
Lob der Realität
Staatsakt/Rough Trade
Lesung, Kunst-Event, Theorieseminar, Live-Album, Publikumsbespaßung: Wortgewaltiges Live-Statement des Liedermachers und Literaten.
Peter Licht mag nicht im Licht stehen. Der Fotografenboykott gilt noch immer, doch dem Kölner geht es nicht um Mythos, eher um Haltung: Gesichter sind egal, es geht um Worte und Taten. Und um Melodien: Peter Licht beginnt das Live-Doppel-Album mit seinem Lied für die Ewigkeit, „Alles was du siehst gehört dir“, eine Klavier-Hymne über das Voranschreiten trotz Orientierungslosigkeit und mit einem Refrain für alle.
Peter Lichts LOB DER REALITÄT bedeutet nicht, dass diese Realität nicht formbar wäre. Bekannt ist, dass bei seinen Livekonzerten eine Menge passiert. Dass Künstler und Publikum gemeinsame Sache machen, sich ein Boot zimmern, in dem sie Platz nehmen und sich vom Kapitalismus, dem „alten Schlawiner“, verabschieden. Und einen gestreckten Mittelfinger an die sogenannte Musikindus-trie gibt’s hinterher: Die Leute, die hier klatschen und singen, haben das Album via Crowdsurfing mitfinanziert. Ein Album als soziales Medium, so geht es also auch.
Auch Wortbeiträge gibt es, denn Peter Licht ist ja auch Theatermann und Schriftsteller, 2007 hat er in Klagenfurt den Publikumspreis gewonnen. Der Text „Das Sausen der Welt“ ist eine Wucht, ein in Worte gefasster Tinnitus: Es piept nicht, es rauschen die Worte. LOB DER REALITÄT ist Konzeptkunst, irgendwo zwischen Studentenquatsch und Niklas Luhmann. Und mittendrin warten ein paar sehr gute deutsche Popsongs.