Renzo Wellinger :: Genius Within: The Inner Life Of Glenn Gould
Drakes Avenue
Abhängig bis in den Tod: Lasst Bach und Pillen um mich sein..
Gerade einmal 22 Jahre alt war der Pianist aus Toronto mit der optischen Aura eines wilden Beatnik-Autors, als er am 11. Januar 1955 in der New Yorker Town Hall sein Debüt gab, über Nacht zur Sensation avancierte und am nächsten Tag von Columbia Records unter Vertrag genommen wurde. Glenn Goulds Debüt, Johann Sebastian Bachs „Goldberg Variationen“, verkaufte sich dank virtuosem Stakkato, als wäre es eine Rock’n’Roll-Scheibe. Schon die prämierte Doku „Thirty Two Short Films“ (1993) versuchte sich ihm zu nähern. Doch das intime Porträt „Genius Within: The Inner Life Of Glenn Gould“ setzt noch einen drauf. Und präsentiert nicht nur die Klischees, wie den zu kleinen Klavierstuhl, die stets ein wenig zu winterliche Kleidung sowie die aus Hypochondrie konsumierten Barbiturate, Amphetamine und Schmerzkiller. Michèle Hozer und Peter Raymont gelingt es, Wegbegleiter, Freunde, Bekannte, vor allem aber zahllose Geliebte jenes Mannes vor die Kamera zu bitten, der mit 37 Jahren sein letztes Konzert gab, danach nur noch Dokumentationen produzierte und schließlich 1982 mit 50 Jahren an einem Schlaganfall starb. Glenn Goulds Meinung über sich war eindeutig: „Ich bin der absolute Antiheld im wahren Leben, kompensiere wie verrückt in meinen Träumen.“
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