Saint Etienne
I’ve Been Trying To Tell You
Heavenly/PIAS/Rough Trade (VÖ: 10.9.)
Eine 90ies-Hommage, die sich anfühlt wie eine Compilation.
Dass Saint Etienne mit einem Tribute-Album an die späten 90er- Jahre um die Ecke kommen, überrascht dann doch. Man verortet Sängerin Sarah Cracknell und ihre Pop-Connaisseure Bob Stanley und Pete Wiggs eher in den 60ern, 70ern, in der Clubkultur der späten 80er, frühen 90er. Die Zeit rund um die Jahrtausendwende, wie klang denn die überhaupt?
AmazonSaint Etienne zeigen es auf I’VE BEEN TRYING TO TELL YOU, indem sie fast ausschließlich auf Samples aus den Jahren 1997 bis 2001 zurückgreifen: TripHop-Beats, vergessene R’n’B-Hits, Café-del-Mar-Kulissen. Sarah Cracknell singt dazu keine Lyrcis, sondern Catchphrases und Slogans, Zeug wie „here it comes again“ oder „a love like this again“ – sinnlose, unschuldige Zeilen.
Dieses Saint-Etienne-Album ist eine Compilation mit eigenen Mitteln
Und genau darum geht’s: 1997 bis 2001, das waren aus heutiger Sicht die wunderbaren Jahre zwischen dem Wahlsieg von Labour, der in Großbritannien den Grauschleier der Tory-Jahre verschwinden ließ, und dem Einsturz der Twin Towers am 11. September. Stanley und Wiggs stellen regelmäßig großartige Compilations zusammen, über besondere Zeiten und ihre Musik, über Hitzesommer und die Tage, als in New York der Strom ausfiel.
Dieses Saint-Etienne-Album ist eine Compilation mit eigenen Mitteln. Es bringt das Gefühl einer Zeit zurück, führt auf die Spuren von MUSIC HAS THE RIGHT TO CHILDREN von Boards Of Canada (erschienen 1998) oder SINCE I LEFT YOU von The Avalanches (erschienen 2000). Blick zurück in eine Ära, von der wir erst heute wissen, wie gut sie eigentlich war.