Sam Evian
Time To Melt
Fat Possum/Membran (VÖ: 29.10.)
Die graue Eminenz des Indie-Rock spielt Yacht-Pop für Leute ohne Kohle für eine Yacht.
Sam Evian ist einer der zentralen Zuarbeiter, die dafür sorgen, dass sich der Sound der US-Indie-Szene in den vergangenen Jahren verändert hat. Zuletzt zeigte Evian sein Können als Engineer für Big Thief; tätig war er auch für Cassandra Jenkins oder Cass McCombs. Immer geht es ihm darum, für Begriffe wie Intimität oder Nostalgie neue Klangkonzepte zu entwickeln.
AmazonZusammen mit seiner Lebenspartnerin Hanna Cohen (deren großartiges Album WELCOME HOME er ebenfalls produzierte) hatte Evian eigentlich vor, seine Arbeit für andere an seinem neuen Wohnsitz abseits von New York in den Catskills zu intensivieren. Die Pandemie stoppte den Plan, also nahm sich Sam Evian alte Instrumentalspuren vor, um daraus neue eigene Songs zu machen.
Sein Stil: Yacht-Pop für Leute ohne Kohle. Die Fassade funkelt, doch dahinter eiern die Keyboards und Gitarren, poppen psychedelische Träume auf, findet man sich im wenig glamourösen „Arnolds Place“ wieder, wo ein pumpender Disco-Bass auf Evians Falsett und kosmische Keys trifft. So schön das alles ist: Auf Dauer verblasst die träumerische Unwirklichkeit von Sam Evians Vintage-Pop-Anordnung. Man fühlt sich zu jeder Zeit gut unterhalten, fragt sich aber auch, ob hinter TIME TO MELT mehr steckt als eine coole Geste.