Sarah Cracknell
Red Kite
Cherry Red/Rough Trade
Stilvoller Pop der Sängerin von Saint Etienne. Ein bisschen mehr Boshaftigkeit wäre wünschenswert.
Als Sarah Cracknells Band Saint Etienne in den 90er-Jahren in Sachen Stylish-Pop das Maß aller Dinge war, verliebten sich alle in die blonde Sängerin. Sie war so etwas wie die Dusty Springfield für Spätgeborene, selbst ihre Mitmusiker erzählen, die Band eigentlich nur gegründet zu haben, um möglichst viel Zeit mit dieser Frau zu verbringen. Man hätte Sarah Cracknell auch eine Weltkarriere zugetraut, doch so groß ihr Gespür für Pop ist, so sehr fühlt sie sich in der Nische wohl.
Ihr zweites Soloalbum erscheint bei Cherry Red, der Indie-Schmiede, die einst auch das Zuhause für The Monochrome Set, Felt und die frühen Everything But The Girl war. Produziert hat RED KITE das Team, das auch für die Renaissance des von einem Schlaganfall wieder auferstandenen Edwyn Collins verantwortlich ist. Und dieses nostalgisch gestimmte Indie-Umfeld prägt diese Platte: Sarah Cracknell, die gerne auch mal mit dem Dancefloor flirtet, singt hier zwölf geschmackvolle und rückwärtsgewandte Popsongs. „On The Swings“ schwelgt im Easy-Listening-Walzertakt, „In The Dark“ greift auf den Folk-Sound des schönsten Saint-Etienne-Albums TIGER BAY zurück, „Hearts Are For Breaking“ hätte auch eine Single auf dem legendären britischen Indie-Label „Sarah Records“ (The Orchids, The Field Mice) sein können, „I Am Not Your Enemy“ ist Cracknells Version eines Tarantino-Soundtracks.
RED KITE ist eine größtenteils bezaubernde, manchmal jedoch etwas zu gemütliche Platte: Sarah Cracknell will wirklich niemandem etwas Böses. Hier singt kein Vamp, sondern die Zahnfee.