Sigur Rós
Odin’s Raven Magic
Krung/Warner (VÖ: 4.12.)
Demnächst live in Walhalla: Die Isländer haben ihre Troll-und-Elfen-Oper eingespielt.
Zu hören waren sie natürlich schon immer in der Musik von Sigur Rós, die Elfen und Trolle, die Geister und Kobolde. Klar, das alles sind allerschlimmste isländische Klischees, aber wenn sie doch stimmen? Und nie zuvor haben diese Klischees die Musik der größten aller großen isländischen Rockbands so ausgiebig bevölkert wie auf ODIN’S RAVEN MAGIC.
AmazonVerhallte Chöre huschen über moosig-flauschige Arrangements, in die man sich betten möchte; wie karstige, aber doch hoffnungsvoll grüne Flechten verzweigen sich Melodien und finden aufs Rätselhafteste wieder zueinander; die Atmosphäre ist beängstigend, aber sanft, einerseits dunkel und zugleich doch schillernd wie eine Polarnacht. Erst zum live eingespielten „Dagrenning“, das ODIN’S RAVEN MAGIC beschließt, setzt der bisweilen pompöse Bombast ein, für den man Sigur Rós eine Weile lang dann vielleicht doch nicht mehr ganz so gut leiden konnte.
Den Jubel des Publikums lassen sie eine ganze Weile weiterlaufen, ja kosten ihn aus. Aber er ist ja auch angebracht. Sieben Jahre nach dem letzten Album KVEIKUR und gut zwei nach dem Ausstieg von Schlagzeuger Orri Páll Dýrason nach Vorwürfen der sexuellen Belästigung, haben Sigur Rós mit der Unterstützung der Schola Cantorum of Reykjavik und dem L’Orchestre des Laureats du Conservatoire national de Paris ein Album aufgenommen, das sie vielleicht nicht gleich unsterblich machen wird, aber das ganz prima als Beschallung für Walhalla taugt.