Silverbacks
Archive Material
Full Time Hobby/Rough Trade (VÖ: 21.1.)
Die Dubliner Band findet im Keller den Rock-Sound der Gegenwart.
Silverbacks-Sänger und -Gitarrist Daniel O’Kelly erzählte zuletzt, er habe sich beim Verfassen des Titelsongs vorstellen müssen, wie Beamte tief im Untergrund, im Archiv eines Regierungsgebäudes an Geheiminformationen gelangen, die der Bevölkerung vorenthalten werden. Das ist noch nicht als Verschwörungskrimi verfilmt worden, die Band aus Dublin hat aber auf Basis dieser „Informationen“ einen Song gemacht. Und „Archive Material“ führt das gleichnamige Album auch an mit einem davonholpernden Beat, dem Sprechgesang O’Kellys, einem brutal schönen Chor und ein paar Mathrockzwischentönen auf der Gitarre. Zeitgeist-Sound, vielleicht. Rockmusik wird hier aber auch zur anthropologischdystopischen Erzählung, die vom Niedergang von Städten und Communitys handelt, Galgenhumor inklusive.
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Doch das Lachen bleibt den Gitarren dann im Halse stecken, der Sänger braust durch die Tracks, als suchte er Zuflucht irgendwo außerhalb derselben. Die Band findet Anknüpfungspunkte in der Geschichte der gegen den Strich gebürsteten Rockmusik. „Different Kind Of Holiday“ zitiert das Mark-E.-Smith-Gestotter in einem Lockdownbeobachtungssong. „Rolodex City“ kommt wie ein vergessener Gang-Of-Four-Track aus der Garage geschossen. „They Were Never Our People“ setzt dem Rasiermessergitarrensound von Tom Verlaines Television eine wohl geordnete Popmelodie oben drauf. Silverbacks katapultieren sich mit ihrem zweiten Album mühelos in die Top Five der jüngsten Rock-Eruptionen, mitten unter die wuseligen, vor Rhythmus zerschellenden Postpunk-Expeditionen von Squid, Black Country, New Road oder Dry Cleaning.