Sleigh Bells :: Treats

Elektro-Clash made in Brooklyn: Als hätte es Atari Teenage Riot nie gegeben.

In Sachen elektronischer Musik lebt Nordamerika komplett hinter dem Mond. Das war schon bei Techno und Electronica so, und setzt sich beim so genannten Elektro-Clash, der Symbiose aus Sequenzer-Krach und harten, punkrockigen Gitarrenriffs, fort. Eben so, wie es Atari Teenage Riot seit 1992 vorexerzieren, wie es M.I.A. in abgemilderter Form serviert, und wie Sleigh Bells es nun schlichtweg kopieren. Wobei gerade Derek E. Miller, die männliche Hälfte des Duos, genau weiß, was er tut. Schließlich war er nach seiner Zeit als Gitarrist bei Poison The Well arbeitslos – bis er zum musikalischen Zulieferer von besagter M.I.A. wurde und schnell merkte, wie viel Hipness aus grenzüberschreitendem Krach und kämpferisch-rebellischen Texten resultiert. Wobei er und Mitstreiterin Alexis Krauss der harschen Linie aber nicht konsequent treu bleiben, sondern spätestens mit „Rill Rill“ (bekannt aus der TV-Serie „Gossip Girl“) ihr wahres Gesicht zeigen – das einer ganz gewöhnlichen Popband, die nichts gegen nette Melodien und gängige Songstrukturen hat. Das war’s dann mit der Radikalität, dem Anarchischen und Subversiven. Bei Sleigh Bells ist alles Masche.