Son Lux

Bones

Glassnote/Caroline/Universal

Auf dem vierten Album bringt die New Yorker Band ihren experimentell-elektronischen Beinahe-Pop mit noch mehr Mut zu Gehör.

Vor dem Hören des ersten Tons war man schon besorgt, was dieses Album angeht. Grund dafür ist der jüngst erfolgte tiefe Fall von Twin Shadow, den man immer noch nicht fassen kann. Eine Veröffentlichung dieses Künstlers wurde in diesem Magazin mal als Platte des Monats bejubelt. Das war auch bei Ryan Lott und seiner Band Son Lux schon mal so. Im August 2011 kürten wir WE ARE RISING zum besten Album. Jetzt hat Lott das Label gewechselt und sich dafür entschieden, aus der Zusammenarbeit mit Gitarrist Rafiq Bhatia und Schlagzeuger Ian Chang eine feste zu machen. Schon vermutet man einen Anfall von Größenwahn, der sich negativ auf die Qualität auswirkt. Aber derlei Sorgen legen sich sehr schnell. Durch „Flight“ ziehen sich vollverhallte Keyboardklänge, hart aufschlagende Beats und dreist dazwischengehende Gitarrensolo-Fetzen am Ende. „Oh, what a noise we’ll make, drowning out all mistakes we can’t erase“, erklärt die Gruppe dazu mit dem Brustton der Überzeugung.

Bei „You Don’t Know Me“ handelt es sich um einen mutierten R’n’B-Track, der mit einem Chor endet, der von der Tonlage her an die geheimnisvollen bulgarischen Stim- men erinnert, die zu den Highlights der Ur-4AD-Ära gehören. Lott liebt so etwas. Er ist ein Musiker, der gerne mit Details spielt und immer wieder neue hinzufügt. „White Lies“ etwa beginnt erst behutsam, doch es dauert nicht lange, bis polternde Drum-Sounds, sinfonische Andeutungen und am Ende ein überraschend tanzbarer Beat auftauchen, den man eher Bands mit Industrial-Neigung zutraut. Die ständige Lust auf Veränderung und Experimente macht dieses Werk unfassbar aufregend. Mit BONES kommt Lott seinen Vorbildern Dirty Projectors, Grizzly Bear, David Byrne und Laurie Anderson endgültig nahe.