Sophie Hunger
Supermoon
Caroline/Universal
Gewohnt viersprachig, gewohnt vielschichtig, gewohnt großartig: Sophie Hunger mit Pop vom Mond.
Falls jemand vergessen haben sollte, dass die hohe Kunst des Pop bei aller Zerstückelung und Verrückelung auch 2015 im gelungenen Refrain liegt, so höre er am besten Sophie Hungers SUPERMOON. Zwölf Stücke versammelt die Schweizerin auf ihrem vierten Album, und so gut wie alle bestechen durch überrumpelnd schöne Momente atmosphärischer Verdichtung, meist in Form von, genau, Refrains. Geschrieben und teils auch aufgenommen in Kalifornien, wo Hunger eigentlich eine Auszeit von der Musik nehmen wollte, kreisen die Songs dabei immer wieder ums Unterwegssein, respektive ums Heimkommen (schweizerdeutsch: „Heicho“).
„Take me away, away, away, away, away, away, away, away“, singt sie im Refrain zu „Mad Miles“, während das bis dahin eher introvertierte Stück wie ein Feuerwerk aufleuchtet. Es ist abermals die Hunger’sche Unberechenbarkeit, die diesem Album seine Größe verleiht: So wird mal wunderbar fein ziseliert in den Echoraum hinein fingergepickt („Supermoon“), mal überdreht der Tanzboden gefegt („Superman Woman“), mal sehr gelungen mit dem Blues angebandelt („We Are The Living“). Mit Ex-Fußballer Èric Cantona (!) covert Hunger eine tausend Tränen tiefe Ballade aus dem Film „Les Choses de la Vie“ (im Original gesungen von Romy Schneider und Michel Piccoli, „La Chanson d’Hélène“). Und das elegische „Craze“ mit akustischer Gitar- re und sanft schwingendem Kontrabass hätte Nick Drake wohl auch nicht besser hinbekommen. Magnifique!