Sportfreunde Stiller

New York, Rio, Rosenheim

Vertigo/Universal 24.5.

Die Sportis tun, was alle erfolgreichen Rockbands machen: immer weiter.

Das Problem liegt auf der Hand: Die Sportis, wie sie heute jeder Deutsche nennen darf, können sich nicht entscheiden, ob sie wie die Toten Hosen altern möchten oder wie Die Ärzte. Einerseits wechseln sie auf dem sechsten Album mühelos von Stadionballaden wie „Applaus, Applaus“ zu feuchtfröhlichem Stimmungsrock wie „Unter unten“: „Unter uns und unter unten ist noch jede Menge Platz!“ Unter ihrem Niveau nämlich. Man hört die Festival­besucher schon in leere Becher grölen. Andererseits: Die Sportis wären auch gern rockende Komiker, die jeden ihrer Stadionsongs in ungezwungener Ironie auflösen. Es fängt an mit einem listigen Zitat („Hey hey, my my. Selbstkritik will never die!“), geht ­weiter mit kokettem Indie-Schrumms („Ich hab mal wieder keinen Hit geschrieben, dafür schwob ich auf Wolke sieben“) und hört noch nicht auf mit einer NDW-Satire („Let’s did it! Bist du am Limit! Stopp deinen Hirnfick! Und tanz mal hier mit!“). Einen Song nennen sie „Clowns & Helden“, und das ist dann so ein Witz, der nur in seiner traurigen Wahrheit lustig ist. Auch „Purple Schulz“ hätte gepasst. Die Sportis waren ja schon mit La Bum, dem letzten Al Bum, mittendrin in unserer aufgeräumten deutschen Poplandschaft, als Band des „Sommermärchens“, auch weil Peter Brugger immer schon so gut gelaunt nicht singen konnte. NEW YORK, RIO, ROSENHEIM ist der Beweis, dass Musiker aus dieser Mitte nur wieder herauskommen, wenn sie sich Mühe geben.