Stadlober & Tucholsky
WENN WIR EINMAL NICHT GRAUSAM SIND, DANN GLAUBEN WIR GLEICH, WIR SEIEN GUT
Staatsakt/Bertus (VÖ: 30.8.)
Kurt Tucholsky als politischer Indie-Folk – und der Beweis, wie nötig sein Werk immer noch ist.
Robert Stadlober ist mehrfachbegabt. Als Schauspieler gerade jetzt wieder in aller Augen und Ohren, gibt er den Goebbels im äußerst empfehlenswerten Film „Führer und Verführer“ mit unpeinlichen, weitsichtigen Skills und schlägt nun auch noch mit musikalischen Mitteln in die antifaschistische Kerbe. Als Stadlober & Tucholsky führt er weiter, was er schon seit Jahren, jenseits aller roten Teppiche und Talkshows verfolgt: Er beschäftigt sich mit der Literatur verfemter, ausgegrenzter Autor:innen vor und während der Nazizeit. Diverse Programme kamen so schon zustande, zur Zeit kann man ihn mit Tucholsky hier und da sehen.
Das haut einen um, weil man so versteht, was Literatur tatsächlich vermag
Ich tat es schon und war begeistert, wünschte mir das alles in Albumform und, siehe da, hier ist es. Tucholskys Texte sind hochaktuell. Sie könnten gerade erst entstanden sein, haben enorme Kraft. Stadlober vertont sie zurückhaltend, lässt ihrem sprachlichen Rhythmus Raum und interpretiert uneitel und klar. Das haut einen um, weil man so versteht, was Literatur tatsächlich vermag.
Im Stück „Zuckerbrot und Peitsche“ heißt es: „In eurer Kunst ist keine Faust. So habt ihr euch noch stets getröstet, wenn über euch die Peitsche saust.“ Oder „`S ist Krieg!“: „Franz von der Vaterlandspartei klatscht Bravo zu donnernden Reden. Ein ganzer Held – stets ist er dabei, wenn sich die Sprecher im Saale befehden.“ Das verdienstvolle Label Staatsakt bringt dies alles heraus, zusätzlich erscheint im Verbrecher Verlag ein von Stadlober kuratierter Band gleichen Titels mit Tucholsky-Gedichten. Kauft das alles. Es ist wichtig.
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