Tarwater :: Inside The Ships
Bureau B/Indigo
Nennt es weder Indietronics noch Krautrock. Lippok und Jestram positionieren sich mit konsequenten Grenzübertritten direkt neben The Notwist an der Spitze intelligenter deutscher Musik.
Die Sache mit den Kategorien hat bei Tarwater nie richtig funktioniert. In ihren Klangkosmen entzogen sich die Berliner faulen Zuschreibungen wie „Indietronics“ und „Krautrock“. Die Tracks, die Ronald Lippok und Bernd Jestram seit 1995 produzieren, sind aus Stoffen gewebt, die nicht gleich auf eine Herkunft verweisen, eine Zielgruppe ansprechen, oder, schlimmer noch, eine klare Botschaft transportieren. Tarwater operieren im Zwielicht der Sounds, und das gelingt ihnen auf dem neuen Album Inside The Ships besonders gut. Man weiß gar nicht so genau, wo man im Eröffnungstrack „Photographed“ dasteht. Pumpende Beats und sägende Sounds (elektronische Blasinstrumente?) tragen uns fort aus dem Popalltag in frei imaginierte Spiralnebel. Ganz sanft landen wir in den ersten getragenen Akkorden des Titel-Tracks, der sich zunehmend in die Hirnwindungen bohrt, eine elektroakustische Verführung mit Service-Charakter: „Inside the ships we show you how to dance.“ Die Kompositionen von Lippok und Jestram erlauben sich kurz abzudriften, mit einer instrumentalen Sottise etwa, der Weg heim wird zum Überraschungstrip und endet manchmal in einer prächtigen Melodie, einem schönen, klaren Moment. Sicherheiten gibt es keine. Auch die Coverversionen halten freundlicherweise nicht, was sie versprechen: Lennon-Onos „Do The Oz“ und DAFs „Sato Sato“ sind eher Adaptionen auf Basis der Lyrics als schlichte Denkmalsetzungen oder originelle Neuformulierungen. Der DAF-Track, der 1981 auf dem Album Alles ist gut den Techno-Punk zu definieren half, tritt jeder Definition mit Bläsern und klingelnden Gitarren in den Hintern. Tarwater haben sich einen Platz ganz weit vorne in der Liga intelligenter deutscher Musik erobert, in der Nachbarschaft von The Notwist, Kammerflimmer Kollektief und F.S.K.
Key Tracks: „Photographed“, „Inside The Ships“, „Sato Sato“
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