Teenage
Rebellion altert nicht: Provokante Dokumentation zum Kulturphänomen Teenager.
Wie prägend die Zeit als Teenager für die spätere Charakterbildung ist, ist in der Psychologie unbestritten. Weniger erforscht dagegen die These, wie die Heranwachsenden die Populärkultur erst seit dem 20. Jahrhundert nachhaltig beeinflussen. Denn die Idee des „Teenagers“ entstand erst unter Einfluss zweier Weltkriege, so Autor Jon Savage. Als Erkenntnis vielleicht nicht ganz neu. Doch der britische Journalist und Schriftsteller filterte 2007 detaillierte Fakten in seinem Buch „ Teenage: The Creation Of Youth Culture 1875–1945“ heraus – eine akribische Studie mit überraschenden Einsichten. Savages brillante Analyse stand Pate für die Dokumentation „Teenage“, eine Kooperation des amerikanischen Regisseurs Matt Wolf mit dem Autor. Unorthodox tastet sich das Duo an zig Jugendbewegungen aus den USA, Großbritannien und Deutschland heran: Authentisches, zum Teil aus privaten Sammlungen zusammengetragenes Archivmaterial überblendet mit nachgestellten Szenen, „creative non-fiction“, wie es die Macher bezeichnen.
Anstatt eines Off-Sprechers übernehmen vier Schauspieler den Erzählpart: Jena Malone spricht das American Girl, Ben Whishaw repräsentiert den britischen Jugendlichen, Jessie Usher den afroamerikanischen Teenager. Als „German Fraulein“ fungiert Julia Hummer. Intensive Erörterung erfährt auch die Nazi-Ära – von der Hitler-Jugend über Auszüge aus den Memoiren der „ Bund Deutscher Mädels“-Führerin Melita Maschmann bis hin zu den oppositionellen Gruppierungen „Weiße Rose“, „Edelweißpiraten“ und „ Swing-Jugend“. Einziges Manko: 77 Minuten reichen bei Weitem nicht aus, um sämtliche Entwicklungen bis 1945, darunter auch die britischen Hedonisten oder die American Flappers und Jitterbugs, ausführlich zu beleuchten.
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