The Boomtown Rats
Citizens Of Boomtown
BMG Rights/Warner (VÖ: 13.3.)
Wie die Boomtown Rats nach 36 Jahren Pause klingen? Tja, wenn das so einfach wäre ... Irgendwo zwischen Folk und Schweinerock.
Als die Boomtown Rats 1984 ihr bislang letztes Werk veröffentlichten, gab es noch mehr Deutschlands als unbedingt nötig, im Radio lief „Relax“ von Frankie Goes To Hollywood und Ronald Reagan wurde tatsächlich wiedergewählt. Schon länger her also.
AmazonDie Frage, ob CITIZENS OF BOOMTOWN seitherigen Entwicklungen überhaupt Rechnung trägt, kann man auf jeden Fall bejahen, zumal Bob Geldof und seine Kollegen bisweilen mit dem Electroclash flirten – für eine Band, deren Wurzeln im Pop, Wave und Punk der späten Siebziger liegen, ist das absolut schlüssig.
Weniger stringent ist, dass die Klangästhetik auffällig stark variiert, zwischen dem clubtauglichen Rausschmeißer „The Boomtown Rats“ und „She Said No“, einem Bluesharp-Garagenrocker der Sorte Chocolate Watch Band, liegen nun wirklich Welten. Dass der Refrain der Single „Trash Glam, Baby“ entfernt an Chris Norman erinnert: nun gut. Deutlich irritierender wird es, wenn sich „Rock’n’Roll Yé Yé“ nicht zwischen Joan Jett und Bob Dylan entscheiden kann.
Das, was man früher gerne mal als „Album aus einem Guss“ bezeichnete, ist im Jahr 2020 gewiss nicht mehr der Maßstab, zumal Uniformität ja auch eher langweilt. Die Bürger der Boomtown verfallen jedoch ins andere Extrem: Multiple Persönlichkeiten, die Club-Sounds antäuschen, eine „Postcard“ aus dem Folkladen schicken und irgendwann beim Schweinerock landen. Man kann das natürlich auch positiv sehen: Zumindest ist für jeden was dabei.