The Brian Jonestown Massacre
Musique De Film Imaginé
A Recordings/Cargo
Komponist, Sänger und Multiinstrumentalist Anton Newcombe mit einer Hommage an die Filme der Nouvelle Vague. Ein Kopfkino-Soundtrack.
Der Kalifornier Anton Newcombe kann also auch ganz anders. Wer hätte das gedacht, dass sich hinter dem berüchtigten Psychedelic-Berserker, der seit ziemlich genau 15 Jahren mit Verve die Band The Brian Jonestown Massacre anführt, auch eine empfindsame Seele verbirgt. Einer, der aufgewachsen ist mit den Filmen der Nouvelle Vague – und dem es ein Bedürfnis ist, sich nun mit dem Album MUSIQUE DE FILM IMAGINÉ vor den kontrastreichen Meisterwerken der späten 50er und frühen 60er-Jahre zu verbeugen. Sich sehr tief zu verbeugen. Denn mit den gitarrenlastigen, krachigen, bisweilen ziellosen und stets etwas angestrengt wirkenden Rock-Experimenten, für die das Brian Jonestown Massacre sonst bekannt ist, hat dieser imaginäre Film-Soundtrack musikalisch kaum etwas gemein. Stattdessen zirpt und zwitschert es, ein Cello jammert, Flöten trällern.
Der Wahlberliner Newcombe selbst singt diesmal nicht, sondern lässt stattdessen – wie passend! – die französische Sängerin und Schauspielerin SoKo sowie Asia Argento, ihres Zeichens Filmemacherin, Sängerin, Autorin und Schauspielerin, ganz reizend hauchen und säuseln. Mal ist die Stimmung getragen, dann vorsichtig fröhlich, meist aber melancholisch und stets schwarz-weiß. Natürlich: MUSIQUE DE FILM IMAGINÉ reproduziert hauptsächlich die üblichen Kopfkino-Klischees. Aber das wirklich sehr gekonnt und vor allem stimmungssicher: Man muss nur die Augen schließen und wie von selbst erscheinen Fanny Ardant, Jean-Pierre Léaud, Jean Seberg, Jean-Paul Belmondo, Jeanne Moreau und Lino Ventura vor der geistigen Leinwand. Und natürlich auch Charles Aznavour.