The Cairo Gang
Goes Missing
God?/Drag City/Rough Trade
Bisher war diese Band ein Nebenthema. Jetzt liefert sie ein mit Late-60-Pop-Verweisen besetztes Album ab, das bis zum Ende überzeugt.
Man konnte sich schon denken, dass bei Emmett Kelly ein tiefgreifender Stimmungsumschwung eingesetzt hat. Zuerst assoziiert man ihn mit seiner Zusammenarbeit mit Bonnie „Prince“ Billy auf dem Album „The Wonder Show Of The World“. Dann kam die EP „Tiny Rebels“. Damit hat er unter Beweis gestellt, dass er auch Songs schreiben kann, in denen freudige Erregung steckt. Jetzt legt er ein weiteres Bündel dieser Art vor.
Für „Be What You Are“ und „Sniper“ nimmt er sich nur zwei Minuten Zeit, aber das ist kein Nachteil, weil er sich die klarsten melodischen Momente auf George Harrisons „All Things Must Pass“ zum Vorbild nimmt. In dieser zeitlichen Gegend, also im Jahr 1970 und davor, fühlt sich Kelly wohl. Er suhlt sich geradezu im Gefühl der Sonnenüberflutung, die The Byrds in die kalifornische Rockmusik eingebracht hatten. Wegen der stimmlichen Ähnlichkeit und des Hangs zum psychedelischen Wegdriften entdeckt man häufig auch eine Parallelität zu The Church, gerade in „The Open Sky“. Das ist eine tolle Gesellschaft, die Sideman Kelly hilft, aus dem Schatten der vielen 60s-Epigonen zu treten, die an der amerikanischen Westküste heute zahlreich vorhanden sind. Er geht mit vollem Einsatz voran und besingt die Frau in „A Heart Like Yours“ mit so viel Leidenschaft, dass man ihm bestärkend zurufen will: „Ja, nimm sie dir!“ Keine Ahnung, warum der letzte Track „So What? Who Cares?“ heißt. Niemand wird beim Hören dieser wunderbaren Musik regungslos bleiben. Dafür ist das hier ein zu großes Ding.