The Chemical Brothers
Born In The Echoes
Virgin/Universal
Back without another one of those block rockin’ beats: Die Brüder im Geiste setzen auf Psychedelia und House-Grooves.
Vor fünf Jahren begingen Tom Rowland und Ed Simmons einen großen Fehler. Sie versahen ihr siebtes Album FURTHER mit einem Preisausschreiben, über das man ein iPad gewinnen konnte. Das verstieß gegen britische Chartsregularien und somit konnte die Platte nicht unter den UK-Bestsellern gelistet werden. Der erstaunliche Run der Chemical Brothers war nach fünf Nr.-1-Alben in Folge gebrochen.
Einen Moment wie der, als der Profi-Wrestler The Undertaker nach 21 Siegen beim Großevent Wrestlemania auf einmal verlor. Von so einem Schock muss man sich erst mal erholen. Lässt man den 2011er-Soundtrack zum Thriller „Hanna“ außen vor, ließen sich die Gebrüder fünf Jahre Zeit dafür. Oder wie sonst ist diese, ihre historisch längste Pause zwischen zwei Studioalben zu erklären? Am Alter liegt es jedenfalls nicht. Obwohl BORN IN THE ECHOES nichts mit aktuell tonangebender elektronischer Musik zu tun hat, klingen die Brothers darauf so fresh und souverän wie eh und je.
Das Beatgewitter ihrer ersten vier Alben ist natürlich längst einem wärmeren Psychedelic-House-Regen gewichen. Der Klassiker „The Test“ mit Richard Ashcroft aus dem Jahr 2002 gilt als Vorlage für Tracks wie „Reflexion“ und das wunderbare Finale „Wide Open“ mit Gastsänger Beck. Anders als die lähmend oft als Vergleichsgröße herangezogenen Einfaltspinsel von The Prodigy besinnen sich auch die Chemical Brothers auf ihre Stärken, bleiben dabei aber spannend. Zwar mag man ihnen mangelnden Mut vorwerfen, nach den trippy Videos zu „Let Forever Be“ und „Star Guitar“ erneut auf Michel Gondry als Regisseur des Im-Gleichschritt-Marsch-Clips zur Leadsingle „Go“ zu setzen, und deren Vokalspur nach dem großen Erfolg von „Galvanize“ erneut Rapper Q-Tip zu überlassen. Aber hat man sich dann auch diesen 80s-lastigen Groover mit seiner Bassline wie ein tanzender Tausendfüßler und seinem mächtigen Refrain angehört? Und hat man sich früher nicht immer darüber gefreut, dass Beth Orton, Noel Gallagher und Tim Burgess immer wieder im Schaffen der Brüder im Geiste auftauchten?
Die Chemical Brothers wissen auch 20 Jahre nach ihrem revolutionären Debüt EXIT PLANET DUST einfach, was und mit wem sie das tun. Diesmal unter anderem auch mit St. Vincent und Cate Le Bon. Mögen sie mit ihrem Achten ihre Siegesserie fortsetzen, wie der Undertaker mit seinem 22. Sieg bei der diesjährigen Wrestlemania.