The Darkness
Hot Cakes
PIAS/Rough Trade 17. 8.
Was sich liebt, das neckt sich: Niemand parodiert Hardrock mit so viel Herz wie die wiedervereinigten Briten.
Der zweitgrößte Reiz an The Darkness war ihr Spiel mit Widersprüchen. Meinen die das ernst?! Doch was sie anderen Meistern der Verwirrung wie Rammstein und Steel Panther stets voraushatten, war ihr größter Reiz: ihre Songs. The Darkness waren eben nie „ Spinal Tap in echt“. Vor allen Catsuits, vor all den B-Movie-Monstern in den Videos und vor den fliegenden Kunststoffbrüsten stand bei ihnen immer die Musik. Und so ist es auch die Musik, die das Quartett aus Lowestoft zur Rückkehr berechtigt.
Gerade in durchironisierten Zeiten wie diesen braucht es schon mehr als den längst auch breitenmäßig an-, ver- und wiedergekommenen Monsterschnauzer von Urbassist Frankie Poullain und den neuen Musketierlook von Sänger Justin Hawkins, um wieder in alle Munde zu kommen. In die Münder gehören die Songs! Denn aus ihnen wollen sie gesungen werden. Also auf zur Musik: Der Opener „Every Inch Of You“ fungiert als Scharnier zwischen Vergangenheit und Gegenwart, Justin Hawkins fasst darin seinen bisherigen Werdegang zusammen („I wanted to be a doctor, I wanted to be a vet. Until I heard ‚Communication Breakdown‘ on a TDK C 90 cassette“). Das folgende „Nothing’s Gonna Stop Us“ zeigt programmatisch den Weg in die Zukunft: ein hymnischer Stampfer mit den vertraut warmen Brian-May-Licks und den sehnsuchtsvollen Thin-Lizzy-Melodien.
Klar, die Vorbilder. Diese Band wäre nichts ohne ihre Vorbilder. Aber welche wäre das nicht? Solange das Ergebnis solchen Spaß macht wie der Wirbelwind „She’s Just A Girl, Eddie“, von dem man sich die Kleider vom Leib reißen lassen und sich volltrunken in aller Öffentlichkeit blamieren möchte. Die Leadsingle mit dem stumpfen Titel „Everybody Have A Good Time“ eröffnet mit einem passend stumpfen AC/DC-Riff, „Street Spirit“ ist gar ein komplettes Cover – des wohl niedergeschmettertsten aller Songs von Radiohead, nach Jahren des Daseins als Live-Clownerie jetzt endlich als Studioversion veröffentlicht. Der, selbstverständlich komplett überdrehten, Coverversion kommt die Funktion eines Manifests von The Darkness zu. Zeigt es doch, wie sehr man Musik gleichzeitig lieben und es lieben kann, sich über sie lustig zu machen. Überträgt man diese Formel auf das ganze Leben, kommt man selbst mit einem One Way Ticket To Hell wieder zurück. Man muss eben seinem Herzen folgen. The Darkness still believe in a thing called love. Und dann heißt der letzte Song hier „Love Is Not The Answer“. Da wären wir wieder beim charakteristischen Widerspruch. Der Kreis schließt sich wie die Lücke, die diese Band hinterlassen hat. Willkommen zurück, so was von willkommen zurück!
Key Tracks: „Nothing’s Gonna Stop Us“, „She’s Just A Girl, Eddie“ , „Street Spirit“