The Good Life

Everybody’s Coming Down

Saddle Creek/Cargo VÖ: 14.8.2015

Verzettelt in der Konfusion: Tim Kasher spielt mit The Good Life Indie-Rock mit offenen Nervenenden.

2012 Curve, 2013 Solo, jetzt The Good Life – Tim Kasher wechselt die Namen, seinem Thema bleibt er treu: Wie überleben in diesen Zeiten, noch dazu als Mann um die 40? Sein jüngstes Werk unter eigenem Namen hieß ADULT FILM und funktionierte wie eine Beziehungskomödie von Alexander Payne („The Descendants“, „Nebraska“): komisch, dramatisch, wortreich.

Auch durch EVERYBODY’S COMING DOWN weht der Wind der Konfusion, weshalb The Good Life auf ihrem ersten Album seit acht Jahren, seit Help Wanted Nights aufgekratzter als zuvor klingen. Was einmal als Ruhepol im Kasher-Universum begonnen hatte, ist nun ein weiterer Teil seiner Kartografie der Nervosität. Das sehr hübsch dahinfließende „The Troubadour’s Green Room“ ist Ausnahme und Höhepunkt des Albums, mit den anderen Songs versucht sich Kasher an einer Art Psychedelic-Emo-Rock, was zu munteren Ergebnissen wie dem Stück „Forever Coming Down“ führt, das klingt, als träfen sich die countryfizierten Byrds und frühen Flaming Lips im Acid-Himmel. „How Small We Are“ belegt exemplarisch den Charakterzug dieser Musik: Kasher entwickelt die Arrangements um seine Texte herum. Singt er darüber, wie klein wir alle sind, kommt die Band fast zum Stillstand. Geht es dann ums Wachsen, steigert sie sich in eine Kakophonie. Mit Textblatt in der Hand und den gleichen Problemen im Kopf kann das eine tolle Sache sein. Wer Tim Kasher nicht folgen kann, bleibt dagegen außen vor.