The Low Anthem :: Smart Flesh
Bella Union/Coop/Universal
Wenn „the space“ zum Lead-Instrument wird. Die Band aus New England hat ihre Folkmusik am richtigen Ort ausklingen lassen.
Wenn am Ende des Jahres die Charts der coolsten Recording Spaces aufgestellt werden würden, wären The Low Anthem mit Sicherheit dabei. Der Großteil der Songs auf Smart Flesh wurde in einer leer stehenden Nudelsoßen-Fabrik in Central Falls, Rhode Island, aufgezeichnet, die Band soll Dutzende von Lokalitäten inspiziert und dann ihr portables Aufnahmestudio in Central Falls geparkt haben. In einer leer stehenden Kirche nimmt ja heutzutage jede zweite Indieband ihre Platten auf, aber so eine Fabrikhalle ist noch einmal eine andere Dimension. Die Mikrofone waren 30 bis 60 Meter von der Band entfernt aufgebaut, der Sound durfte einmal durch den Raum wandern. Das kann man gleich im Eröffnungsstück „Ghost Woman Blues“ hören, wenn Ben Knox Millers Stimme sich auf seltsamen Wegen in die tieferen Schichten dieser kleinen Kammermusik schleicht. Es gibt eine ganze Reihe von außerordentlich spooky klingenden Songs, Beispielen für herzhafte Americana, für leicht verletzte Folkmusik und Lieder, die still stehen, ohne dabei vom Stillstand zu künden. Einmal klingt Miller wie ein hochgepitchter Bob Dylan auf der Suche nach seinem Song („Boeing 737“), anderenorts schwebt die Stimme über dem Rumoren eines Harmoniums, wie ein Geist, der sich seines liebsten Liedes erinnert („Matter Of Time“). Es ist ein Fest des Schönklangs, das aus beruhigender Entfernung zu uns spricht. Smart Flesh wird The Low Anthem am Ende des Jahres noch in ganz andere Charts tragen.
Malachai
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