The Only Ones – The Only Ones / Even Serpents Shine / Baby’s Got A Gun

England 1976: Progressive Rockbands ergingen sich in 20-minütigen Trommelsoli, Pop fand nur in den Charts statt. Die englische Punk-Explosion der jungen Wilden mit den Buzzcocks und den Sex Pistols stand kurz bevor. Nur wenige der etwas älteren Musiker konnten statt Dreifach-Konzeptalben griffige Songs mit Strophe und Refrain schreiben, viele davon waren aus der Pubrockszene übriggeblieben; Musiker, die ihre Wurzeln im US-Rock’n’Roll hatten und sich nun am aufkeimenden New-York-Punk orientierten. Aus diesen Bands entstand die erste Welle des britischen New Wave mit XTC, Rich Kids, Nick Löwe und The Only Ones. Chef der Truppe war Peter Perrett, ein bekennender Heroinkonsument mit schwarzem Kajal, der sich Syd Barrett als Idol ausgesucht hatte und seine Band 1976 mit Erträgen aus seinen Drogendeals gründete. Die Only Ones waren gute Musiker, die neben der Standardausstattung auch mit Keyboards und Overdubs hantierten, für eine Punkband extrem variantenreich spielten und zudem Texte mit Tiefgang hatten: Perrett mit seinem bizarren, angetrunkenen Gesang, Bassist Alain Mair mit Motown-Hintergrund, Westcoast-Pop-Gitarrist John Perry und der äußerst solide Drummer Mike Kellie. Das Debüt THE ONLY ONES erschien 1978, nachdem der Hype um Punk schon losgegangen war. Auf dem selbstproduzierten Album hört man, wie vielseitig die Only Ones zu Werke gingen. Mit „Another Girl, Another Planet“ ist ihr einflussreichster Song enthalten, ein lässig gespielter Power-Pop-Hit und ein gutes Beispiel für das Gefühl der Unzerstörbarkeit, das Perrett in seinen Songs immer wieder thematisiert: „I always flirt with death / I look ill but I don’t care about it.“ Zudem gibt es Westcoast-Rock in „Breaking Down“, Neo-Boogie in „The Beast“ und das tolle, selbstmitleidige „No Peace For The Wicked“. Die erste Single der Only Ones, „Lovers Of Today“ von 1976, ist hier als Bonustrack zu hören; Perrett hatte sie damals eigenhändig an „Melody Maker“, NME und „Sounds“ geschickt, wo sie „Single Of The Week“ wurde. Der ebenfalls selbst aufgenommene Nachfolger EVEN SERPENTS SHINE ist ein reines Popalbum und vielleicht das Feinste, was die Only Ones vorgelegt haben: Die Band zeigt makelloses Handwerk, keine kruden Punkausflüge mehr, sondern fast durchgängig tolle Dreiminuten-Power-Popsongs im Stil von Nick Löwe und den frühen Go-Betweens. Für BABY’S GOT A GUN, das 1980 erschien, hatte die Plattenfirma der Band den späteren Duran-Duran-Produzenten Colin Thurston aufgeschwatzt, obwohl sie Martin Hammett, den Joy-Division-Produzenten, favorisiert hatten. Die glattere, etwas unpassende Produktion, zwei schlecht ausgesuchte Singles, ein paar Filler-Songs, interne Spannungen zwischen dem straight lebenden Alan Mair und den beiden Junkies Perrett und Perry – es ging bergab mit den Only Ones. Dennoch sind auf dem letzten Album mit „Deadly Nightshade“ und „The Big Sleep“ zwei Perrett-Perlen enthalten. Wie die Platte auch hätte werden können, hört man in der von Hammett produzierten raueren Version von „The Big Sleep“. Die Only Ones trennten sich 1981 und hinterließen drei Platten, deren Wiederentdeckung ans Herz zu legen ist.

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