The Slits – Cut Deluxe Edition

Anarchie und Chaos versprachen die männlichen Absolventen der „Class Of 76“, doch verblassten die Drohungen angesichts des kompromisslosen Dilettantismus, den die erste weibliche Band der Punk-Ära selbstbewusst durchzog. Patti Smith fungierte unbewusst als Patin der Slits, als sich am 22. Oktober 1976 die 17 Jahre alte Schlagzeugerin Paloma Romero alias Palmolive mit der erst 14-Jährigen Arianne Forster, die sich Ari Up nannte, nach einem Londoner Konzert der US-Poetin spontan zusammentat.

Ohnehin ein Teil der pulsierenden Punk-Kommune – Romero war seinerzeit die Freundin von Joe Strummer, Arianne die Tochter von Johnny Rottens späterer Ehefrau Nora und die wenig später Kate Morris ersetzende Gitarristin Vivianne Albertine die Lebensabschnittsgefährtin von Mick Jones – mussten sie auf den Vertrag mit Island doch bis zum Herbst 1978 warten. Als CUT, produziert von Ex-Matumbi-Mitglied Dennis Bovell, schließlich im September 1979 erschien, verschwand das explosive Dub-Wave-Werk mit strapaziösen Hymnen wie „So Tough“, „Shoplifting“ und „FM (Frequent Mutilation)“ nach kurzem Flirt mit den britischen Top 30 in der Flut weiterer eigenwilliger musikalischer Kreativschübe wie METAL BOX von Public Image Ltd, Joy Divisions UNKNOWN PLEASURES, The Pop Groups Y und Wires 154.

Zum „Instant Hit“, wie der nervöse Opener suggerierte, entwickelte sich CUT nicht, für das Palmolive die Schlagstöcke vor den Sessions an den späteren Schlagzeuger von Siouxsie & The Banshees, Budgie, abtrat. Auf dem Cover sind die drei Grazien nackt und mit Schlamm besudelt zu sehen, Ausdruck eines postfeministischen Selbstbewusstsein, das auf nachfolgende Generationen von Frauenbands wie L7, Hole und Breeders abfärbte. 2004 notierte CUT, das in der Zwei-CD-Deluxe-Edition mit Demos, John-Peel-Sessions, Rough Mixes und Instrumentalversionen aufwartet, in der alljährlichen Liste „The 100 Greatest British Albums“ der britischen Zeitung „The Observer“ immerhin auf Rang 58.

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