The Slow Show
White Water
Haldern Pop/Rough Trade
Eine junge Band aus Manchester ignoriert weitgehend die Pop-Geschichte der Stadt und taucht tief in dunkle Americana ein.
Das kennt man ja, dass Bands aus Manchester in ihrer Stadt gerne mal tief unter dem Radar fliegen und dann im Rest der Insel gar nicht mehr wahrgenommen werden. I Am Kloot und Elbow konnten jahrelang ein Leidenslied davon singen, immerhin lief es auf dem Festland ungleich besser und dann auch zu Hause. Bei den Newcomern The Slow Show scheint der Karrierestart einen ähnlichen Verlauf zu nehmen, was sich aber auch dadurch erklärt, dass sich der Bandsound eher an nordamerikanischen denn nordenglischen Vorbildern orientiert. Die EP „Brother“ wurde dann folgerichtig 2012 in Eigenregie vertrieben und das Debüt WHITE WATER veröffentlicht die Band exklusiv in Deutschland bei Haldern Pop, nachdem sie voriges Jahr auf deren Festival spielten. Passt, besaßen sie dort am Niederrhein doch schon immer offene Ohren für getragene und tief emotionale Musik.
The Slow Show, die ihrem Namen aufgrund der zumeist verschleppten Lieder wirklich alle Ehre machen, passen bestens ins Haldern-Portfolio. Die Briten tragen bisweilen ganz schön dick, aber erwärmend auf. Überall erklingen Streicher sowie Bläser und doch überragt die sonore, fast Dark-Wave-taugliche Stimme (die ein wenig an Kurt Wagner von Lambchop erinnert) von Rob Goodwin alles. Da können sich die gediegenen Keyboards und Fanfaren noch sehr mühen. Kein Wunder, dass Elbow sie ins Vorprogramm holten. Bei The Slow Show tragen die Noten der hymnischen, völlig unaufgeregten Songs Trauer, bewegt sich die Stimmung auf einem schmalen Grat zwischen Kitsch und Melancholie. Manchmal, wie im Eröffnungsstück „Dresden“, wird es gar sakral. Hier, wie auch in anderen Songs geht es um zerzauste Beziehungen, Tod („Brother“) oder Sinnsuche. So liegt eine Schwere auf WHITE WATER, das im Sommer besser weggesperrt gehört.