The Strypes

Little Victories

EMI/Universal

Die irischen 60s-Beat-Wunderkinder klingen jetzt wie die Arctic Monkeys. Ihre zweite Platte retten sie erst im Finale.

Die frühen Bilder der Strypes aus dem Städtchen Cavan im Norden der Republik Irland bleiben sensationell. Vor fünf Jahren spielten die Jungs im Fernsehnachmittagsprogramm. Da waren sie gerade Teenager geworden und interpretierten den Beatles-Song „I Saw Her Standing There“ mit einer Selbstverständlichkeit, in der ihre Altersgenossen Fußballbilder tauschen. Vier Jahre später waren Teile der Band knapp volljährig, es durfte jetzt auch ins Nachtfernsehen gehen, wo sie bei „Letterman“ den alten Showhasen an den Rand der Extase brachten. Kurz: The Strypes sind jung und klasse, traten aber bislang nur in einer Disziplin auf, dem klassischen 60s-Beat. Dass das auf Dauer nicht reichen würde, zeigten schon die eher enttäuschenden Verkaufszahlen der Debüt-LP: Alle Welt mag die Strypes, aber Superstars sind sie nicht geworden. LITTLE VICTORIES wird das nicht ändern.

Das größte Problem: Das Album klingt sehr konventionell, nach einer Platte, wie sie junge Gitarrenbands heute nun einmal machen. Die Beatles- und Chuck-Berry-Referenzen sind beinahe verschwunden, stattdessen lauern die Arctic Monkeys hinter jeder Ecke. „I Need To Be Your Only“ variiert deren Wüs­tenrock-Erfahrungen, „Eighty-Four“ die Frühphase. Es gibt ein paar Metal- und Glamrock-Anleihen, „Three Streets & A Village Green“ klingt nach The Cult, was dann doch überrascht. Die Jungs und ihre Berater haben sich fraglos viele Gedanken über Klang und Einflüsse gemacht. So ist LITTLE VICTORIES ein strategisches Album geworden – und damit nicht das, was man sich von diesen talentierten Kerlen erhofft hat. Wie es gehen kann, zeigen die letzten drei Stücke: Trotzig-rotziger Britpop zwischen The Jam und Costello, den Beatles und Dr. Feelgood. So kann es weitergehen.