The View

Ropewalk

Cooking Vinyl/Indigo

Scottish Pop mit falschen Vorbildern und ein paar guten Momenten.

2007 war eindeutig das Jahr von The View: Wir tanzten zu „Same Jeans“ und  „Wasted Little DJs“, freuten uns über eine Nominierung zum Mercury Prize und darüber, dass neben der Average White Band noch eine andere Gruppe aus der schottischen Stadt Dundee kam. Das Debütalbum HATS OFF TO THE BUSKERS stieg sogar auf Platz eins der britischen Charts ein und wurde mit Platin ausgezeichnet, The View waren ganz oben. Jetzt veröffentlichen sie ihre Platten auf Cooking Vinyl. Das ist nichts Schlechtes, das Label hat einen Sinn für Qualität. Es ist aber eben auch ein Hafen für Bands, denen in gewissem Maße die Fans abhanden gekommen sind. Embrace, Ocean Colour Scene oder The Rifles sind auch dort untergekommen – willkommen im Unterhaus des britischen Pop. Nun könnten The View dort befreit aufspielen, und zu Beginn von ROPEWALK tun sie das auch.  „Under The Rug“ ist ein ganz feiner Popsong zwischen Glam- und Folkrock, und beim Refrain macht man sofort das Fenster auf, um den Nachbarn zu zeigen, dass man im Grunde ein zufriedener Mensch ist. Doch schon das zweite Stück „Marriage“ hat einen irritierenden Beat, der an Maroon 5 erinnert – eine Band, die ganz früher mal tollen Power-Pop spielte, dann aber diesen kartoffeligen Funkpop erfand, der im Privatradio keinen Schaden anrichtet. So dramatisch kippen The View nicht in die Nichtigkeit, dennoch muss man bei „Talk About Two“ an die späten Bee Gees denken. Die alte Rotzigkeit hört man nur noch selten, unbekümmerte Stücke wie „Cracks“ oder „Tenement Light“ bleiben die Ausnahme und sammeln sich auf der zweiten Albumhälfte. The View, das war mal die Scottish Youth. Acht Jahre nach der Nummer eins hört sich ihr Gitarrenpop sehr erwachsen an.