Thom Yorke

Suspiria – Music for the Luca Guadagnino Film 

XL Recordings/Beggars/Indigo 

Große Fußspuren in die bleierne Zeit: Thom Yorke baut ein ungut dräuendes, melancholisches Soundtrackgerüst über einen Klassiker. 

2015 versuchte ich ein paar Nächte tatsächlich, zu Max Richters achtstündigem Werk „Sleep“ zu schlafen, wurde aber, unabhängig von der Nachtzeit, immer an der gleichen Stelle aufgeweckt. Etwas drang durch, offenbar, hatte mein Unbewusstes getriggert. Erst beim dritten Mal fiel mir auf: Es war eine Geigenfigur, die ich so ähnlich schon einmal gehört hatte – im Soundtrack zu Dario Argentos klassischem Horrorfilm „Suspiria“ von 1977.

Der Film über eine Hexenverschwörung in einer abgelegenen Ballettschule mag gar nicht so gruselig sein, wie ich mir einmal einredete, der Soundtrack aber hat sich mir eingebrannt. Absurd, das so zu schreiben, aber die Fußstapfen der recht irrelevanten Prog-Rock-Band Goblin könnten größer nicht sein, in die Radioheads Thom Yorke hier zu treten versucht.

Yorkes Soundtrack zum Remake von Luca Guadagnino ist dabei in der Tat auch deutlich von Goblins Kraut-Prog-Score inspiriert, hat einen vollen Sound, viel Hall, ist melodisch, orchestral von klassisch zu atonal, aber vor allem immer ungut gestimmt. Manche Tracks erinnern an die schwebenden pervers-kammermusikalischen Feedback-Orgien der frühen Velvet Underground. Es gibt Stücke wie sakrale Seifenblasen.

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Und dann gibt es solche Thom-Yorke-Klavierballaden wie „Suspirium“, die so tief ins Herz schneiden wie ein Fall in einen Raum voll Stacheldraht. Was dem Sounddesign fehlt, ist das Blei des Deutschen Herbstes, in den Guadagnino die Handlung verlegt, oder der Beton der sich ankündigen Einstürzenden Neubauten, immerhin spielt das Ganze, statt wie das Original im Schwarzwald, doch im West-Berlin der späten Siebziger.

Aus dem Schlaf reißen würde mich also vermutlich wenig hier, aber Yorkes Versuch über „Suspiria“ ist doch wesentlich spannender, als die zurückliegenden routinierten Releases seiner Hauptband hoffen ließen. Und Luca Guadagnino beweist kurz nach „Call Me By Your Name“ wieder ein besonderes Gespür für die musikalische Dimension seiner Filme. 

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Hier SUSPIRIA von Thom Yorke im Spotify-Stream hören:

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