Tkay Maidza
SWEET JUSTICE
4AD/Beggars/Indigo (VÖ: 3.11.)
Das zweite Album der Australierin bewegt sich virtuos zwischen HipHop, R’n’B und Hyperpop.
Charakteristisch für die musikalische Spätmoderne ist das anything goes der Stile, das sich spätestens in den 2010ern bei fortschrittlichen Künstler:innen etabliert hat. Tkay Maidza ist eine, die dieses Spiel virtuos beherrscht. Sie wurde vor 27 Jahren in Simbabwe geboren, ist in Australien aufgewachsen und lebt heute in Los Angeles, was es leicht macht, die Ursache ihres Multistilismus mit den verschiedenen Kulturen zu erklären, in denen sie gelebt hat.
AmazonIhr Debüt TKAY (2016) brachte der Künstlerin zu Recht Vergleiche mit ihrer Kollegin M.I.A. ein. Es ist ein atemberaubendes Mit- und Nebeneinander von HipHop, R’n’B, Trap, Dancehall, Grime und 2Step. Nach diesem musikalischen Sturm kehrt mit SWEET JUSTICE Ruhe ein. Ihr Sinn für Melodien, auf dem Debüt ansatzweise zu erkennen, tritt deutlicher hervor, die Songarrangements bewegen sich vom kompromisslosen Maximalismus in Richtung Reduktion.
Auf dem Album vermischen sich die Genres, die Grenzen zwischen Mainstream und Underground verwischen. Zwischen all den Hyper-Pop Entwürfen wirkt „WASP“, ein oldschooliger R’n’B-Track mit Hammond-Orgel und 90er-Jahre-Vibes, nicht wie ein Fremdkörper. Überhaupt ist SWEET JUSTICE eine Art Bestandsaufnahme zeitgenössischer tanzbarer Popmusik. Aber auch ein Hinweis für Kulturpessimisten: Neues entsteht aus der Weiterentwicklung des Alten.