Toy

Join The Dots

Heavenly/[PIAS] Cooperative/Rough Trade

Toy erweisen sich auf ihrem zweiten Album als talentierte Nachwuchs-Gärtner im Kraut- und Progrock-Gewächshaus.

Vorab eine Info für diejenigen, denen das Debütalbum der Band durchgegangen ist: Toy ist, wie der Allerweltsname möglicherweise nahelegt, nicht noch eine weitere Indie-Gitarrenband, die den Rohling nicht wert ist, auf den man ihre Musik brennt.

Die noch bessere Info: Es macht auch bei ihrem zweiten Tonträger Spaß, Toy bei ihrem spielerischen (da sind wir dem Bandnamen doch halbwegs auf den Leim gegangen) und experimentierfreudigen Umgang mit der Pop-Historie zuzuhören.

Toy, vier langhaarige Burschen und eine langhaarige Frau (Alejandra Diez an den Synthesizern) aus London, klingen auf JOIN THE DOTS mal wie The Cure, wenn man Robert Smith ein Ticket für den Dampfer der guten Laune schenken würde; Toy klauben frohgemut das auf, was Kraut- und Progrock der Musikwelt beschert haben und modellieren ihre Vorstellung von Psychedelic Rock drum herum – und in diversen Songs, die locker die „In-der-Zeit-brat- ich-mir-drei-Spiegeleier“-Grenze überschreiten, offenbart das Quintett, dass es sich bei der Sache mit den repetitiven Mustern durchaus hat von Neu! inspirieren lassen.

Was natürlich alles andere als ein Alleinstellungs-Merkmal ist. Weil Sänger Tom Dougall sich aber nicht nur gekonnt durch die Soundschleifen des Titelsongs fräst, sondern auch sonst bockstark unterwegs ist, geht die Blaupauserei klar. Wie sich Toy sonst noch so für ihren Sound mental in Stimmung bringen, wissen wir en detail nicht.

Duft-Installationen mit einer Vorratspackung Räucherstäbchen, Trommelfell-Massage mittels Ohrenkerzen, Entspannungsnachmittage in der Hollywoodschaukel – all das ist möglich. Als gesichert darf indes gelten, dass Toy, darin den Australiern von Tame Impala nicht unähnlich, sehr gerne auf der Schwingtür zwischen Psych-Rock, Psychedelic Rock und Krautrock surfen und einen Heidenspaß daran haben, für ihre Musik durch das Fenster zu spinksen, das vor allem zwischen den späten 60er- bis Mitte der 70er-Jahre sperrangelweit offen war. JOIN THE DOTS hört sich an wie eine vogelwilde Botschaft aus der vordigitalen Zeit: Die Lötstellen der Synthies sind noch warm, die Loops wirken so klapprig wie handgemacht.

Hinten raus ziehen Toy dann noch einmal alle Register. „Fall Out Of Love“, der Song zum Finale, ist ein Zehn-Minuten-Brecher, in den die Musiker alles reinpacken, was man eben so in einen Zehn-Minuten-Brecher reinpacken kann: Herbstwetter-Nebelgewaber, Rauschgift-Rock mit Tempi-Wechseln, hemmungslos ausufernde psychedelische Momente in wuchtigen Klanggewittern. Davon lassen wir ins gerne wegblasen und hören spätestens ab der Hälfte auf dem Rücken liegend weiter; above us only sky.