U.S. Girls
Half Free
4AD/Beggars/Indigo VÖ: 25. September 2015
Amerikanischer Feminismus, verpackt in Mainstream-tauglichem Pop, der mit Bruce Springsteen flirtet.
Mit Unterstützung eines neuen Labels möchte die seit 2007 unter dem Namen U.S. Girls musizierende Meg Remy endlich ein großes Publikum erreichen: Geschichten über das Leben und Leiden der amerikanischen Durchschnittsfrau, gepaart mit einer Bewunderung für Scott Walker ,verspricht ein nahezu einmaliges Konzept.
HALF FREE mutet zunächst wie eine amerikanische Antwort auf die von Kummer zerrüttete Lykke Li an. Doch während sich bei der Schwedin die düstere Melancholie gerade in der Stimme widerspiegelt, klingt Meg Remy wie die quäkende Wanda Jackson. Das hindert sie aber nicht daran, morbide Zeilen wie „And now I’m gonna hang myself, hang myself from a family tree“ zu trällern („Sororal Feelings“). In „Damn That Valley“ wird sogar Krieg thematisiert, jedoch ohne dabei den propagierten Feminismus aus den Augen zu verlieren. Mit Slim Twig, Ben Cook und weiteren Gästen versuchen Remys kluge und nachdenklich stimmende Texte, in pompösem Pop und dem R’n’B entsprungenen Experimenten ihre gebührende Vertonung zu finden.
HALF FREE möchte hoch hinaus, hat aber bereits Mühe, sich überhaupt von der Startbahn zu lösen. Daran ändert auch das eingebaute Telefonat über Nacktfotos nichts.