Vampire Weekend
Modern Vampires Of The City
XL/Beggars/Indigo 3.5.
Die New Yorker renovieren ihren Indie-Welt-Pop und setzen auf Nachdenklichkeit und ihren Spieltrieb.
In der Haut dieser Leute möchte man nicht stecken. Zwei Alben, und schon ist vieles gesagt. Wie macht man da weiter? Wie bleibt man trotz des Erfolges unbekümmert? Wie kriegt man ein neues „Oxford Comma“, „A-Punk“, „Walcott“ oder „Cape Cod Kwassa Kwassa“ hin? Wie hält man den Afro-Pop-Ansatz frisch, der so folgenreich war? Das sind nur einige der Probleme, mit denen sich Vampire Weekend herumschlagen müssen. Bei der Suche nach einer Lösung verzichten sie auf einen Abklatsch ihres Debüts. Auf diesem Gebiet sind The Strokes ohnehin unschlagbar. Stattdessen spielen sie ein Lied über Diane Young, das sehr aufsässig und nach wildem Surf-Punk klingt. Frau Young hat vor über 30 Jahren den ersten amerikanischen Hautpflegesalon eröffnet. Ihre Konzepte gegen vorzeitiges Altern behagen Ezra Koenig offenbar gar nicht. Er rastet richtiggehend aus. In „Unbelievers“ gibt sich die Band wieder mal sehr international, dieses Mal mit einem Break, in dem man Spuren von keltischem Folk entdeckt. „Finger Back“ geht in gewissem Sinne in eine ähnliche Richtung, hier lässt Chris Tomson sein Schlagzeug wie in U2s „Sunday Bloody Sunday“ poltern. Und der Hit? Hält sich irgendwo versteckt, wo man ihn nicht hören kann. Vampire Weekend ziehen das Abenteuer, die Spielerei und einen düsteren Unterton vor und werden immer mehr zur Album-Band. Vielleicht kriegen sie ja so tatsächlich die Kurve, die in eine lange Zukunft führt.