Villagers
Fever Dreams
Domino/Good To Go (VÖ: 20.8.)
Irlands großer Singer/Songwriter macht sein Psychedelic-Album.
Knapp 40 Grad Fieber, halb wach, halb schlafend, die Wirklichkeit entgleitet, die Puzzlestücke der Träume finden nicht zusammen, Hitzewellen und Schüttelfrost, unbändiger Durst, aber keine Kraft, aufzustehen und dem Szenario ein Ende zu machen. Conor O’Brien, einer von Irlands großen Songwritern, hat in seiner Karriere unter dem Projektnamen Villagers schon viele Zustände besungen. Sein Debüt aus dem Jahr 2010 zum Beispiel war eine Reflexion über seinen Beruf auf Meta-Ebene, es folgten Platten über Utopien und die Mathematik der Liebe, über das ewige Suchen nach Glück und THE ART OF PRETENDING TO SWIM.
AmazonMit FEVER DREAM findet er nun ein Sujet, das seine Abenteuerlust zusätzlich befeuert: Immer wieder entgleiten diese Songs, sie leiern und stottern, O’Briens Stimme verfremdet sich, auf Momente der Ruhe und Harmonie folgen verstörende Parts. FEVER DREAM ist das Psychedelic-Album von Villagers, der frühe Badly Drawn Boy ist nicht weit, auch nicht die amerikanischen Surrealisten Mercury Rev oder Flaming Lips.
Weil Zeit in Träumen keine Rolle spielt, dehnt O’Brien die Tracks auf bis zu sieben Minuten aus. „So Simpatico“ kurvt von mediterraner Ruhe über Soul und Jazz in ein süffiges Yacht-Pop-Finale, der Artpop des Titelsongs bricht nach der Hälfte der sechs Minuten ab und mündet in eine Klangcollage mit Sprechstimmen und eiernden Instrumenten. Es ist unmöglich, diese Musik nebenbei zu hören: FEVER DREAM benötigt Aufmerksamkeit als Prämisse, dann aber ist das Wegdriften der gewünschte Effekt.