Vladislav Delay
Rakka II
Cosmo Rhythmatic (VÖ: 16.4.)
Der zweite Teil der unwirtlichen Finnland-Studien als vereinzelt sogar tanzbarer Beat-Ambient.
Vor etwa einem Jahr veröffentlichte Sasu Ripatti, der neben seinem experimentell-dubbigen Wirken als Vladislav Delay mit VOCALCITY als Luomo eines der wichtigsten House-Alben der 2000er zusammenschusterte, RAKKA. Schon damals rieb man sich verwirrt die Ohrmuscheln, derart grobkörnig schmirgelten die stotternden Beat-Ambient-Salven des Finnen im Gehörgang. RAKKA II macht vieles ähnlich, versteckt unter den unstet mäandernden, denkbar unebenen Flächen aber zuweilen erstaunlich eindeutig definierte Rhythmen.
Amazon„Raaha” beispielsweise feuert auf abwechselnden Frequenzen aus allen Rohren, klingt in Nuancen schon beinahe menschengemacht. Dabei stand für die noch immer betont rauen, streng konzipierten Klangfelder die finnische Wildnis Pate. In ihr scheint Ripatti mittlerweile zu finden, was die Zivilisation seiner Musik nicht mehr zu geben vermag.
Das allein macht ihn noch nicht zum großen Innovator, ganz leicht aber zum Vorreiter einer musikintellektuellen Szene, die im Gegensatz zum Altmeister erst nach dem Beginn der Corona-Pandemie ihr Heil in der Natur suchte. In den meisten der acht Tracks herrscht trotzdem konzertierte Reizüberflutung, das zärtliche „Rakas” erlaubt sich einen Bruch, der die kolossale Wirkmacht der LP nur noch verstärkt.