Walt Disco
THE WARPING
Lucky Number/Rough Trade (VÖ: 14.6.)
Die Glasgower Glam-Pop-Gruppe geht mit Glamour, Grandezza und Gendersensibilität aufs Ganze.
Müsste man für den Glam-Art-Pop-Hybrid-Sound des zweiten Walt-Disco-Albums THE WARPING so etwas wie ein quintessenzielles Stellvertreter-Stück bestimmen, wäre dieses zweifelsohne das fabelhaft flamboyante Hit-Monster „Come Undone“. Ein Song, der in dreieinhalb Minuten sämtliche Einflüsse von Roxy Music über Bowie (STATION TO STATION-Ära) bis zu den Talking Heads durchdekliniert, nebenbei noch Dr. Albans „It’s My Life“ integriert und all das in einer höchst delektablen Discokugel-Extravaganza kulminieren lässt, die auch alten New Romantics zusagen dürfte.
AmazonRoxy Music bleiben – nicht allein aufgrund des Ferry-nahen Crooner-Organs von Jocelyn Si –, auf Albumlänge eine Referenz-Konstante, die durch Vorproduktions-Sessions in Phil Manzaneras Studio nur noch weiter unterfüttert wird. Mit einem Instrumentarium, das um analoge Streicher und Bläser adäquat erweitert wurde, setzen Walt Disco zum großen Wurf an, welcher in der rauschhaften Ouvertüre „Seed“ Griegs Peer Gynt mit der Mary Poppins der Sherman-Brüder vereint und im orchestral-vokalen Clinch des epischen Finales „Before The Walls“ gipfelt.
Dazwischen dürfen aber auch mal subtile Saxofon-Einlagen oder gar Casio-Keyboardklänge jenen Weg säumen, welcher lyrisch und inhaltlich stark von sexueller und geschlechtlicher Selbstfindung und -bestimmung geprägt ist. Tiefgründigkeit für die Tanzfläche. Toll.
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