Wanda
Amore
Problembär/Rough Trade
Die Geburt von Austro-Indie: Die Wiener Band klaut sich die besten Ideen von Ambros, Danzer und Falco zusammen und fährt damit nach Italien.
Ungefähr im Jahr 2009 wurde der Austro-Pop wiedergeboren. Damals begann der Wiener Liedermacher Ernst Molden, im Dialekt zu singen. Im selben Jahr erschien DOWN IN ALBERN, die zweite Platte vom Nino aus Wien, deren lässig-grantige Single „Du Oasch“ an den frühen Ambros erinnerte. Plötzlich gab es wieder ernstzunehmende Dialekt-Musik jenseits der ewig aufgewärmten Hadern aus den 70ern und 80ern.
Fünf Jahre später erscheint nun das Debütalbum einer Wiener Mundart-Band, die Chancen hat, über die österreichischen Landesgrenzen hinweg gehört zu werden. Zum einen weil Wanda brav jedes gängige Österreich-Klischee bedienen, das im Ausland gut ankommt: Sie feiern das Grindige, den Schnaps, die stehengelassenen Weinfläscher, die seelische Zwangslage. „Sterben wirst du leider in Wien“, röhrt Sänger Marco Michael Wanda. Ei, das hört man gern! Ein Wiener, der den Tod besingt!
Was diese Band aber wirklich hervorstechen lässt, ist, dass sie die Gabe und den Willen für eingängige Pop-Songs mitbringt. Nahezu jedes der zwölf Lieder auf AMORE hat Hit-Potential – allen voran die Single „Auseinandergehen ist schwer“, die es locker mit den Klassikern von Ambros und Danzer aufnehmen kann. Der Einfluss der beiden Urväter des Austro-Pop ist sowieso an allen Ecken und Enden dieser Platte zu hören, ebenso wie der Swag von Falco.
Die hehren Männergesänge erinnern an „Junge Römer“, aber auch an Rainhard Fendrichs „Es lebe der Sport“. Ab und zu schielen Wanda – der Albumtitel deutet es bereits an – ins nahegelegene Italien. In „Bologna“ singt sich Marco Michael (der im wahren Leben Michael Marco heißt) sein sexuelles Verlangen nach einer halbitalienischen Cousine von der Seele. „Easy Baby“ führt uns in die Italo-Disco, wie sie sich Ambros 1979 auf seinem Album NIE UND NIMMER vorgestellt hat. Wanda würfeln ihre Kindheitserinnerungen an Musik bunt durcheinander und unterfüttern das Ganze gekonnt mit (auch nicht mehr ganz modernem) Indie-Geschrammel, Streichern und Pfeif-Einlagen. Das kann man auch anhören, wenn man nicht jedes Wort versteht, denn AMORE legt gleich viel Betonung auf Austro wie auf Pop. Leiwand.